Full text: Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht (Theil 3)

Ulrich Zwingli in Zürich. 
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erschienen aber keine bedeutenden Gegner, und Zwingli brachte einige 
Mönche, die sich an ihn wagten, mit leichter Mühe zum Schweigen. 
Nun beschloß der Rath, Zwingli möge fortfahren, nach dem Evangelium 
zu predigen und alle Menschensatzung weglassen. Bald folgten Städte 
und Dörfer Zürichs Beispiel und verlangten von ihren Geistlichen das 
„reine, lautere Wort Gottes"; die bevogteten Landschaften aber glaubten, 
nun sei die Zeit gekommen, wo sie-als freie Landsleute in die ewigen 
Bünde eintreten könnten, welchen Glauben sie jedoch bald aufgeben 
mußten. Im Jahre 1525 schaffte der Rath in Zürich die Prozessionen 
ab, hob die Klöster auf, ließ die Bilder aus den Kirchen bringen, die 
Wandgemälde übertünchen, die silbernen und goldenen Kirchenzierden aus¬ 
münzen und den katholischen Gottesdienst bei Strafe verbieten. In den 
meisten Orten aber ging es nicht so ruhig ab; dort stürmte das Volk 
in die Kirchen, zerschlug die steinernen Bilder, warf sie in Seen und 
Flüsse, und was brennen konnte, wurde auf große Haufen zusammen¬ 
geschleppt und unter lautem Jubel verbrannt. Besonders eifrig zeigte 
sich St. Gallen, wo auf dem Brühl die Werke uralter Kunst ver¬ 
brannt und die Leiber St. Galls und Notkers spurlos beseitigt wurden. 
Ebenso Schaffhausen; denn hier war eine uralte Abtei, Allerheiligen, 
der die Stadt fast so viel verdankte, als St. Gallen seinem Stifte; auch 
Basel trat bald zu der Reformation, denn es hatte einen Bischof, der 
noch nicht alle fürstlichen Rechte verloren hatte; hier wirkte Oekolam¬ 
pad ius aus Weinsberg, Zwinglis Freund. Beiden warf Dr. Eck, der 
in Leipzig mit Luther und Karlstadt disputiert hatte, den Handschuh 
hin; die Disputation fand (1526) zu Baden im Aargau statt und 
dauerte mehrere Tage; Zwingli war nicht erschienen und wie in Leipzig 
entschied sich der Sieg für Eck, ohne daß er Folgen hatte; so günstig 
war die Stellung der angreifenden Reformatoren gegenüber einem Kle¬ 
rus, der so viele unwissende und üppige Mitglieder zählte. Noch hatte 
sich Bern nicht entschieden und beide Theile boten alles auf sich diese 
Stadt zu erhalten oder zu gewinnen, denn von ihr schien der Sieg oder 
die Niederlage der Reformation in der Schweiz abzuhängen. Der Rath 
schwankte lange; die Worte des konstanzischen Generalvikars Faber: „jetzt 
geht es an die Pfaffen und später an die Junker", der deutsche Bauern¬ 
krieg und ähnliche Erscheinungen machten die Rathsherren, welche wie 
die Bürgerschaft in der Mehrheit der Reformation geneigt waren, für 
einige Zeit stutzig. Doch überwog der Zug der Zeit und die Berechnung 
des Gewinnes für die Selbstherrlichkeit des Staates jene Bedenken und 
es wurde eine Disputation ausgeschrieben; dieselbe dauerte ziemlich lange 
und auch hier waren die anwesenden katholischen Geistlichen (es war 
kein namhafter Gelehrter erschienen) nicht im Stande, die Lehren, Ein¬ 
richtungen und Gebräuche ihrer Kirche mit Nachdruck zu vertheidigen; so
	        
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