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Die Zeit von 1815 bis 1857.
eine europäische Frage dennoch durch das Schwert gelöst werden muß,
so liegt die Entscheidung bei dem deutschen Bund, der mitteleuropäischen
Großmacht. In der That wurde durch den deutschen Bund, dessen aus¬
wärtige Politik keine andere sein kann, als die, welche Oesterreich und
Preußen als europäische Großmächte verfolgen, der Frieden eine lange
Reihe von Jahren aufrecht erhalten, und seit vielen Jahrhunderten hat
Deutschland in die Wagschale der Weltpolitik kein solches Gewicht mehr
gelegt als seit 1815, aber in allen andern Beziehungen erfüllte der
Bund die bescheidensten Erwartungen keineswegs. So wurde 1816 das
ehemalige Herzogthum Sachsen-Lauen bürg an Dänemark abge¬
treten, gewissermaßen zur Entschädigung für das von demselben an
Schweden verlorene Norwegen, eine Praris, die sehr lebhaft an den
Frieden von Luneville erinnerte, in welchem das niedergeworfene Reich
dem Erbstatthalter von Holland und dem Herzog von Modena Ersatz
gab für das, was diese ausländischen Herren an die französische Repu¬
blik verloren hatten. Bis zur untern Elbe durfte sich Dänemark aus¬
dehnen, dessen Handelspolitik seit vielen Jahrhunderten eine gegen Deutsch¬
land feindselige ist, dessen frühere Bedeutung als Handelsmacht haupt¬
sächlich auf dem Ruin des hanseatischen Handels (der deutschen Handels¬
städte an der Ost- und Nordsee) gegründet war, das den Seehandel
der deutschen Ostseehäfen durch seinen Sundzoll nach Möglichkeit lähmte.
Dänemark wurde durch Lauenburg und Holstein Mitglied des deutschen
Bundes, und doch ist dasselbe durch den Verlust Norwegens, den Lauen¬
burg nicht von ferne ersetzt, so geschwächt worden, daß es nicht mehr
in die Reihe der Staaten gehört, welche eine selbstständige politische
Haltung behaupten können, sondern es hat seitdem nur die Wahl ge¬
habt, ob es sich mehr auf Rußland oder mehr auf England stützen will.
Naturgemäß wäre Dänemark an Deutschland als Rückhalt gewiesen,
allein dies hindert, abgesehen von der Eifersucht der andern europäischen
Mächte, der krankhafte Nationalstolz der Dänen, der ihnen den Ge¬
danken des Anschlusses an Deutschland unerträglich, aber den, ihre
Schwäche auf Kosten Deutschlands zu heilen, alltäglich macht. Holstein
und Dänemark gehören durch Personalunion zusammen, wie einst Eng¬
land und Hannover, doch diese bewahrten gegenseitig ihre eigenen Ge¬
setze und Rechte, Holstein aber wurde gegen dänische Uebergriffe nicht
gesichert, obwohl es dem deutschen Bunde zugetheilt wurde und die däni¬
schen Versuche, dasselbe ihrem Gesammtstaate förmlich einzuverleiben,
vorauszusehen waren.
Im Jahre 1816 bestätigte König Friedrich VI. von Dänemark
die Privilegien Holsteins, aber schon 1822 gab die holsteinische Ritter¬
schaft beim Bundestage in Frankfurt eine Beschwerde gegen dänische
Uebergriffe ein, auf welche derselbe mit einer Jnkompetenzerklärung ant-