76 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands re.
Effingham, Drake, Raleigh u. a. vernichteten die einzelnen Ab¬
theilungen und nahmen eine Menge spanischer Schiffe weg, die ihnen
reiche Beute gaben. Philipp wurde durch dieses schwere Unglück nicht
gebeugt und machte neue Rüstungen, aber die Engländer wagten sich
nun an die spanischen Küsten, eroberten 1589 Kadir, zerstörten die Flotte
in dem Hafen, plünderten und verbrannten die Stadt und schleppten eine
ungeheure Beute heim. Dasselbe Glück hatten sie in Vigo, Korunna
u. s. w., weil die spanische Seemacht der englischen und niederländischen
nicht mehr gewachsen war. Die Engländer trugen auch den Krieg in
die Gewässer Amerikas und Ostindiens, setzten sich in Virginien fest, er¬
richteten 1600 eine ostindische Kompagnie und betraten so den Weg, auf
dem sie zur ersten Handelsmacht der Erde wurden und in den andern
Erdtheilen ein Reich gründeten, in welchem die Sonne nie untergeht.
Durch den Glanz der spanischen Siege und die Erfolge ihrer auswär¬
tigen Politik überstrahlte die Regierung Elisabeths die vielen Flecken,
durch welche sie verdunkelt wurde, und deßwegen ist Elisabeth bei dem
englischen Volke in gefeiertem Andenken, trotz der despotischen Willkür,
mit der sie herrschte und das Parlament zum Schweigen verwies, des
Steuerdruckes, der auf dem Lande lastete, der Grausamkeit, mit welcher
sie nicht allein die Katholiken (der Fanatismus findet dies recht), son¬
dern auch die protestantischen Sekten verfolgte, und trotz ihres nichts
weniger als tadellosen Privatlebens. Ihr Sieg über Spanien befreite
auch die Niederlande und riß sie von Spanien los; er ist zugleich der
Triumph des Protestantismus, der die Uebermacht auf dem Meere ge¬
wann und dadurch mehr als ersetzte, was er auf dem europäischen Fest¬
lande verlor; er wurde durch die Siege Elisabeths und der Niederlän¬
der zu einer Weltmacht und aller Gefahr, daß er je mehr durch Waf¬
fengewalt zu unterdrücken wäre, für immer überhoben.
Unter Elisabeth wurde Irland vollends unterworfen und ein großer
Theil seiner Bewohner ihres Landeigenthums beraubt, welches englischen
Kolonisten überwiesen wurde. Ihre letzten Jahre brachte sie im Grame hin;
ihr Buhle, der Lord Esser, der Irland unterjochte, kam in Verdacht,
als strebe er nach der Königskrone; sie hätte ihm dies eher verziehen
als den verachtenden Uebermuth, dessen sie ihn schuldig glaubte; er
wurde auf ihren Befehl den 25. Februar 1601 hingerichtet. Die Kö¬
nigin empfand bittere Reue, als sie erfuhr, daß die Feinde des Grafen
seine Schuld größer gemacht als sie war, und ihr seine Reue verschwie¬
gen hatten. So lebte sie noch bis zum 24. März 1603, an welchem
Tage sie 69jährig starb. Zwei Tage vor ihrem Tode hatte sie ihren
Vetter Jakob I. von Schottland, den Sohn der Hingerichteten
Maria Stuart, zu ihrem Nachfolger ernannt und so England und
Schottland vereinigt; das war die letzte öffentliche Handlung Elisabeths,