Friedrichs des Großen Vorfahren.
307
in welchem dieser der Lehnshoheit über Preußen entsagte und
dieses ein unabhängiges Herzogthum wurde.
Ferner nahm Friedrich Wilhelm Theil an dem gemeinsamen
Kriege gegen Ludwig XIV., der sich mit dem Frieden von Nim¬
wegen 1678 endigte, und da er am Rhein den Franzosen wacker
zusetzte, so bewog der König von Frankreich den König von
Schweden (Karl XI.), in die Mark Brandenburg einzufallem
um den Kurfürsten von den Franzosen abzuziehen. Aber dieser
wankte in der Treue gegen seine Bundesgenossen, die Holländer,
nicht. „Ich beklage", so schrieb er an seinen Statthalter, „meine
lieben Brandenburger; aber ich hoffe, daß sie dadurch für die
Zukunft in ruhigern Zustand versetzt werden sollen. Es ver¬
meinen zwar die Schweden, daß sie mich zwingen wollen, von
der Partei meiner Alliirten abzutreten; sie irren sich aber hierin
sehr. Ich vertraue meiner gerechten Sache. Gott hat mich so
oft gnädig aus mancher Gefahr wunderbar errettet. Ich ver¬
traue ihm, er werde es auch jetzt thun. Wenn meine Leute sich
werden etwas erholt haben, will ich mit der Reiterei bald bei
euch sein." Er verließ den Rhein und eilte in Geschwindmär¬
schen herbei, ohne daß die Schweden die geringste Kunde davon
hatten. Plötzlich — im Juni 1675 — fielen mitten in der
Nacht die Brandenburger in Rathenow ein, wo der schwedische
Heerführer Wrangel sein Hauptquartier hatte, sprengten die
Schweden auseinander und nahmen Wrangel gefangen. Der
Kurfürst eilte den Fliehenden nach. Er erreichte sie (28. Juni
1675) beim Städtchen Fehrbellin in der Mark und schlug sie
so, daß sie mit Zurücklassung des Gepäckes und der Kanonen
nach Vorpommern zurückflohen. Einer trefflichen That aus die¬
ser Schlacht wollen wir noch gedenken. Der Kurfürst hielt auf
einem Schimmel den schwedischen Geschützen gegenüber, nachdenk¬
lich die Feinde beobachtend. Die Schweden mochten wohl den
Kurfürsten erkannt haben und feuerten heftig nach ihm hin. Eine
Kanonenkugel um die andere schlug neben dem Schimmel ein,
daß der Sand aufspritzte. Das Pferd wurde unruhig, der Kur¬
fürst merkte nichts. Da fühlte ein treuer Diener, der Stall¬
meister Froben, die Gefahr des Herrn. „Erlaube," sprach er,
,, daß ich den Schimmel etwas beruhige; besteige unterdeß mein
Pferd!" — Der Tausch geschieht; Froben reitet zur Seite. Und
wieder krachen die Kanonen, der Schimmel steigt hoch empor und
Roß und Reiter getroffen stürzen zu Boden.
20*