116 Die Neuzeit.
sich ihre Zahl. Als der König Karl IX. von Frankreich mit Gewalt
sein Ziel nicht erreichen konnte, nahm er seine Zuflucht zur Heuchelei
und zum Meuchelmord. Die Schwester des Königs wurde mit Hein-
rich von Navarra, dem Haupte der Hugenotten, vermählt; zu der
Hochzeitsfeier kamen die angesehensten Hugenotten nach Paris, in der
frohen Hoffnung, daß nun ihre Verfolgung ein Ende haben werde.
Aber gerade, als sie sich sicher wähnten, ereilte sie der Tod: in der
1572 Bartholomäusnacht (vom 23. auf den 24. August) wurden sämt¬
liche Hugenotten, deren man in Paris habhaft werden konnte, ermordet,
Männer und Weiber, Greife und Kinder. Der König selber schoß unter
die Fliehenden. Heinrich von Navarra entging nur dadurch dem Tode,
daß er in der Angst gelobte, katholisch werden zu wollen. Das war
die Pariser Bluthochzeit.
Aber diese Gräuelthat erreichte ihren Zweck nicht. Die übrigge-
bliebenen Hugenotten verteidigten ihren Glauben mit Mut und Erfolg;
während dieser Bürgerkriege aber starben alle männlichen Glieder des
Königshauses, und Heinrich von Navarra war rechtmäßiger König von
Frankreich. Allein den Katholiken gegenüber mußte er noch jahrelange
Kämpfe führen; ja zuletzt entschloß er sich sogar, den katholischen Glauben
anzunehmen, um dem Lande endlich Frieden zu geben. Nun ward
er allgemein als König anerkannt. Heinrich IV., so nannte er sich
jetzt, gewährte seinen früheren Glaubensgenossen, den Evangelischen,
durch das Edikt von Nantes (spr. Nangt!) gleiche Rechte mit den
Katholiken. Aber diese Milde gegen die Protestanten mochte ihn den
Katholiken verhaßt; er starb dafür durch Mörderhand. (1610)
26. Der dreißigjährige Krieg; 1618—1648.
1) Der böhmische Krieg.
a. Ausbruch. Die beiden nächsten Nachfolger Karls V. auf dem
deutschen Kaiserthrone, sein Bruder Ferdinand I. und dessen Sohn
Maxmilian II., gewährten den Evangelischen Ruhe; aber unter
Rudolf II. begann die Unterdrückung der Protestanten aufs neue.
In der Stadt Donauwörth waren Katholiken bei einer Prozession
mißhandelt; dafür wurde die Stadt in die Acht erklärt, ihrer Reichsfrei¬
heit und des lutherischen Bekenntnisses beraubt. Dadurch erschreckt, traten
mehrere protestantische Fürsten zusammen und bildeten die Union, an
deren Spitze der Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz stand. (1608.)
Schon im folgenden Jahre schloffen katholische Fürsten unter Maximilia n
von Bayern die Liga. Kaiser Rudolf hatte den Böhmen durch den