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Bernhard von Weimar. Wallenstein's Ermordung.
Oxenstierna ließ (im Einverständnisse mit dem französischen Minister,
Cardinal Richelieu, dem es nur um Demüthigung Oesterreichs und
Gewinnung von Lothringen und Elsaß zu thun war) den Krieg fort¬
setzen, wobei die kirchlichen Interessen immer mehr in den Hinter¬
grund traten. Während Bernhard von Weimar Franken er¬
oberte und Gustav Horn, der ausgezeichnetste Schüler Gustav
Adolf's, fast ganz Elsaß einnahm, benutzte Wallenstein keineswegs
die Verwirrung nach dem Tode des Schwedenkönigs, sondern in
der Ueberzeugung, daß weder der Kaiser ihn durch Uebertragnng
eines Erblandes für sein Verdienst belohnen wolle, noch seine zahl¬
reichen Feinde ihn als^ Reichsfürsten neben sich dulden würden, trat
er mit Frankreich in Unterhandlung, um die Krone Böhmens zu
gewinnen. Diesen Umstand, so wie sein räthselhaftes Benehmen den
deutschen Protestanten und den Schweden gegenüber, mit denen er
bald Krieg führte, bald unterhandelte (angeblich um die Vereinigung
der Fremden zu hindern), und die sog. Verschwörung von Pilsen
(wo auf Wallenstein's Veranlassung die meisten Offiziere sich eidlich
verpflichteten, ihn beim Oberbefehl zu erhalten) benutzten seine Geg¬
ner am Hofe, ihn dem Kaiser zu verdächtigen und seine Absetzung
zu bewirken. Er selbst zog mit seinen treuen Anhängern von Pilsen
nach Eger, um durch Verbindung mit den Schweden und Sachsen
sich zu behaupten, aber der Obrist Buttler ließ auf die Nachricht,
daß die Schweden im Anzuge seien, Wallenstein und seine Vertrau¬
ten ermorden (25. Februar) 1634.
An seine Stelle trat des Kaisers ältester Sohn, Ferdinand,
König von Ungarn und Böhmen, dem Gallas zur Seite stand.
Dieser vertrieb die Schweden aus Baiern und schlug in Verbindung
mit dem baierischen Heere unter Johann von Werth bei Nörd-
lingen die beiden uneinigen schwedischen Feldherren, Bernhard ent¬
floh nach dein Rheine, Horn ward gefangen, Schwaben, Franken,
die Pfalz von den Kaiserlichen besetzt. So war Schwedens dro¬
hende Uebermacht in Deutschland gebrochen und die Protestanten
des südwestlichen Deutschlands gezwungen, sich Frankreich anzuschlie¬
ßen, dem gegen das Versprechen der Hülfe das Ober-Elsaß einge-
räumt wurde. Dagegen erkannte der Kurfürst von Sachsen zuerst
von den protestantischen Fürsten ihre schmachvolle Abhängigkeit
vom Anslande und knüpfte mit echt vaterländischer Politik Unter¬
handlungen an, die den Prager Frieden (1635) herbeiführten,
wonach die Wirkung des Restitutionsedictes ans 40 Jahre hinaus¬