Die Türken vor Wien.
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Dieser, zugleich vom französischen Gesandten aufgereizt, schickte den
Großvezier Kara Mustapha mit mehr als 200,000 Mreitern gegen
Wien 1683. Aber Graf Rüdiger vom Starhcmberg vertheidigte
(mit 21,000 M., theils Linientruppen, theils Bürgern) die Haupt¬
stadt, bis ein deutsch-polnisches Heer unter Anführung des Polen-
Königs Johann Sobiesky zum Entsätze herbeikam, das türkische Be¬
lagerungsheer in die Flucht schlug und so das Schicksal Oesterreichs
und Deutschlands entschied. Ungarn, wo Tökely's Anhang rasch
abnahm, wurde durch Karl von Lothringen größtentheils vom tür¬
kischen Joche befreit, und ein Reichstag zu Preßburg (1687) über¬
trug dem österreichischen Manns-Stamme die erbliche Thronfolge.
Nachdem die Kämpfe zwischen Oesterreich und den Türken während
150 I. auf ungarischem Boden ausgefochten worden, brachen Karl
von Lothringen, Prinz Ludwig von Baden, der Kurfürst von Baiern
und Prinz Eugen von Savoyen in Bosnien und Servien ein und
setzten den Krieg mit solchem Glücke fort, daß man nach der Ein¬
nahme der Hauptfestung Belgrad schon an eine Theilung der türki¬
schen Provinzen gedacht haben soll. Aber Frankreichs Politik und
namentlich der dritte Raubkrieg Ludwig's XIV. verhinderte die Ver¬
treibung der Türken aus Europa. Doch der glänzende Sieg des
Prinzen Eugen von Savoyen bei Zentha, wo der Sultan über
die Theiß gehen wollte (1697), führte den Frieden zu Carlo-
witz 1699 herbei, in welchem der Kaiser Siebenbürgen, welches der
Großfürst (schon 1696) an ihn, als seinen Schutzherrn, abgetreten
hatte, behielt; von Ungarn blieb den Türken nur der Theil auf
den linken Ufern der Maros und der Theiß, so daß auch das früher
(vor 1526) zu Ungarn gehörende und in diesem Kriege wiederer¬
oberte Slavonien bei Oesterreich blieb.
Den zweiten Krieg mit Frankreich s. S. 51.
Standeserhöhungen deutscher Fürsten: 1) für das Haus
Hannover ward eine 9. Kurwürde errichtet (1692) zur Belohnung
für die im Kriege gegen Frankreich geleistete Hülfe und um zu fer-
uern Diensten im bevorstehenden spanischen Erbfolgekriege zu ver-
pstichten. 2) Nach dem Tode des Königs Joh. Sobiesky wurde der
Kurfürst von Sachsen unter dem Namen August II. zum Könige von
Polen gewählt (1697) und trat deshalb zur katholischen Kirche über.
3) Die Erhebung des Kurfürsten von Brandenburg zum Könige von
Preußen 1701 s. §. 16.