Full text: Die neuere Zeit (Abth. 3)

Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst. 
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pommerschen Herzoge, gemäß eines früheren Erbvertrages, Ansprüche 
hatte, nicht räumen wollten. Auch sein Sohn 
Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst, 1640—88, mußte 
im westphälischen Frieden Vorpommern nebst Rügen und einen 
Theil Hinterpommerns den Schweden lassen und sich niit dem Reste 
von Hinterpommern, dem Erzbisthum Magdeburg und den Bis- 
thümern Halberstadt, Minden, Kamin (in Pommern) begnügen. Die 
Zeit des Friedens benutzte er zur Reorganisation des zerrüt¬ 
teten Staates. 
Er legte den ersten Ärund zum stehenden Heere, dessen stets zunehmende Stärke 
und Vervollkommnung in jeder Waffengattung seinem Staate eine höhere Bedeutung 
verschaffte, er machte sich frei von dem Steuerbewilligungsrechte der Stände, suchte 
eine feste Ordnung in die gesammte Verwaltung, hauptsächlich aber in die der Fi¬ 
nanzen zu bringen, die schweren Auflagen auf angemessene Weise zu vertheilen und 
erträglich zu machen, das verwüstete Land durch Kolonisten ^Aufnahme der aus 
Frankreich geflüchteten Hugenotten) anzubauen, den Ertrag der Domainen durch ver¬ 
besserte Wirthschaft zu erhöhen, Gewerbe und Handel, Künste und Wissenschaften zu 
beleben und allenthalben neue Erwerbsquellen (sogar durch Niederlassungen an der 
Küste von Guinea) zu eröffnen. 
In dem Kriege zwischen Schweden und Polen, den die An¬ 
sprüche der in Polen regierenden Linie des Hauses Wasa auf den 
schwedischen Thron veranlaßten (s. §. 11), nöthigte Karl X., König 
von Schweden, den Kurfürsten ihm in der dreitägigen Schlacht bei 
Warschau (1656) beizustehen, wofür er ihn zum souverainen 
Herzog von Preußen erklärte. Dieser trat nach Karl's X. Abzüge 
wieder zu Polen über, wofür er auch vom polnischen Könige die 
Anerkennung der Souverainetät Preußens (im Vertrage zu Welau 
1657) erlangte, die im Frieden zu Oliva bestätigt wurde. Seine 
Theilnahme am Kampfe gegen Frankreich, den Sieg bei F ehrbell in 
(1675), die Eroberung Pommerns und den Frieden zu St. Ger- 
main en Laye s. S. 50 f. Sein Sohn 
Friedrich III., als Kurfürst 1688 —1701, unterstützte die 
Oesterreicher im Kriege gegen Frankreich und gegen die Türken, wo¬ 
für der Kaiser die Souverainetät Preußens anerkannte. Er erwei¬ 
terte und verschönerte Berlin, stiftete die Universität Halle (1694) 
und in Berlin die Academie der Wissenschaften (1701). Mit Zu¬ 
stimmung des durch große Versprechungen gewonnenen Kaisers er¬ 
klärt sich Friedrich durch ein Manifest zum Könige in Preußen, 
setzte sich und seiner Gemahlin am 18. Januar 1701 zu Königs¬
	        
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