118 Das römische Kaiserthum. Von Augustus bis Romulus Augustulus.
rianer untreu wurden, entfloh er aus Rom und ließ sich von einem Frei¬
gelassenen erstechen, als seinem Verstecke die Verfolger nahten. Mit ihm
erlosch die Familie der eigentlichen Cäsaren.
Die Christcnverfolgung.
§. 18. Der große Brand war in einem kaiserlichen Gebäude aus¬
gebrochen und unter dem Volke verbreitete sich das Gerücht, Nero selbst
habe die Stadt anzünden lassen, die Feuersbrunst wie ein Schauspiel be¬
trachtet und dazu das Lied eitles alten Dichters über den Brand Trojas
gesungen. Durch diesen Verdacht beunrubigt, beschuldigte er die
Christen in Rom der Mord brenn er ei, ließ viele einfangen, mit
brennbaren Stoffen umwickeln und dami anzünden, um als Fackeln bei
'den nächtlichen Rettnspielen zu leuchten; andere wurden in die Felle wilder
Thiere eingenäht und in deni Amphitheater den Hunden zum Zerfleischen
preis gegeben; andere wurden gekreuzigt, enthauptet oder sonst nach Will¬
kür der Henker um das Lebeit gebracht. Der Apostelfürst Petrus und
der große Heidenapostel Paulus starben damals zu Rom, vielleicht als
die letzten Opfer der neronischen Verfolgung, den Martyrertod. Die
christliche Gemeinde in Rom muß schon zahlreich geweseit sein, denn
sonst hätte sie Nero nicht als einen Gegenstand des Pöbelhasses gekannt
und durch deren grausame Verfolgttng den Verdacht der Brandstiftutlg dou
sich auf sie abwälzen wollen. Petrus, der Oberhirt aller Christen, war das
bischöfliche Haupt der Gemeinde in Rom, denn nach göttlichem Rathschlusfe
war Rom zum Mittelpunkt der christlichen Welt bestimmt; durch die Ver¬
folgung wurde der Stuhl Petri nur befestigt mtb „das Blut der Märtyrer
war der Samen, aus dem neue Gläubige erwuchsen".
Galba. Otho. Vitellins. (68—69 n. Ehr.)
Soldatenrevolutionen.
§. 19. Der von den Legionen in Spanien und Gallien zum Kaiser
ausgerufene Galba war ein Greis, welcher sich den Ruhm eines tüchtigere
Feldherrn und rechtlichen Mannes erworben hatte, aber der Regierung des
römischen Reiches war er nicht gewachsen; er verweigerte den Prätorianern
das Geschenk, welches noch alle frühern Kaiser bei ihrem Regierungsarttritt
gegeben hatten, und wurde von ihnen ermordet. Der Anstifter des Mords,
Salvius Otho, ein ehemaliger Vertrauter Neros, wurde von den Meu¬
terern als Kaiser ausgerufen und vorr dem Senate wie dem Volke an-
erkarrrrt; allein die Legionen am Rhein hatten bereits ihren Befehlshaber
Bitellius zum Kaiser erhoben; Othos Heer wurde bei Bedriacuur
(zwischen Mantua und Cremona) in einer blutigen Schlacht besiegt, worauf
sich Otho selbst den Dolch in das Herz stieß. Vitellins überließ sich zu
Rom seiner Gefräßigkeit, vergeudete wöchentlich Millionen, ließ Gegner
und Mißliebige umbringen, als er durch die Nachricht aufgeschreckt wurde,
von den orientalischen Legionen sei Flavins Bespafianus zum Kaiser
ausgerufen und ihrem Beispiele seien die Legionen an der Donau gefolgt,
seien bereits im Anzuge gegen Oberitalien. Die Vitellianer wurden in
mörderischen Schlachten bei Bedriacum und vor Cremona geschlagen,
diese blühende Sladt erstürmt, geplündert und verbrannt, und das siegreiche
Heer marschirte aus Rom. Vitellins bot seine Abdankung an, dir ange¬
nommen wurde; allein ein Aufstand in Rom selbst führte zu einem Straßen-