Theseus. Phädra.
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bleiben; denn der Same böser Thaten geht unausbleiblich
auf. In Delos, einer andern Insel des Archipels, brachte er dem
Apollo ein Dankopfer; dann fuhr er weiter. Aber sei es nun,
daß er seinen Vater erst ängstigen und dann um so erfreulicher
überraschen wollte — oder hatte er in der unruhigen Stimmung seines
Gemüths das verabredete Triumphzeichen, das weiße Segel aufzu¬
ziehen vergessen — kurz, er näherte sich mit schwarzem Segel, dem
Zeichen der Trauer, der Küste. Lange schon harrte daheim der beküm¬
merte Vater des kommenden Sohnes. Auf einem hohen Felsen des
Gestades stand er und schaute weit hin über das Meer. Da kam es
dunkel herauf, immer näher — endlich erkannte er deutlich das Schiff
mit dem Segel der Trauer. „Wehe mir!" rief der verzweifelte
Greis, „mein Sohn ist gefallen! Mit ihm ist jede Freude mei¬
nes Lebens dahin!" Unendlicher Jammer überwältigte in ihm
jedes andere Gefühl, und nur im Tode glaubte er Linderung sei¬
ner Leiden zu finden. Er stürzte sich die Felsenwand hinab in
das Meer, das von ihm nun den Namen des ägäischen erhielt.
Theseus ahnete von dem Unglück nichts. Fröhlich lief er in
den Hafen ein, um in die Arme des Vaters zu eilen. Wer be¬
schreibt seinen Schmerz, als ihm die Bürger wehmüthig den Tod
des Vaters hinterbrachten! Mit lauten Klagen erfüllte er den
Palast, und um so heftiger mochte der Schmerz sein, da er sich
selbst als Ursache des ganzen Unglücks anklagen mußte. Die
Bürger aber feierten ein Fest der glücklichen Wiederkehr, und fast
1000 Jahre lang verwahrte man das Schiff des Theseus.
Dieser wurde nun König von Athen. Von seinen Thaten
wird noch Manches erzählt.*) Sein Freund war Peirithoos, der,
wie unzertrennlich, fast alle Abenteuer mit ihm bestand. Zuletzt
sollen sich die Athener, über des Theseus Strenge mißvergnügt,
empört und ihn vertrieben haben. Er ging nach der Insel Sky-
ros im Archipel, wo er durch einen falschen Freund von einem
Felsen hinabgestoßen wurde. Seine zweite Frau war Phädra,
und sein Sohn Hippolyt. Die Geschichte Beider ist von Dich¬
tern mehrfach behandelt worden. Hippolyt nämlich, ein trefflicher
Jüngling, wurde von seiner Stiefmutter Phädra verläumdet;
Theseus glaubte zuletzt den Einflüsterungen seiner bösen Frau,
sprach den schrecklichsten Fluch gegen den eigenen Sohn aus, und
bat den Poseidon (Neptun), jenen zu verwirklichen; denn dieser
*) S. meine Mythologie.