Die letzten Kriegsjahre.
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damit die Zufuhren aus dem schwarzen Meere gesichert waren. In
Athen wurde er (408) als Retter ausgenommen und ging alsbald wie¬
der mit der Flotte nach Kleinasien ab, um die spartanische, der persisches
Geld abermals ausgeholfen hatte, aus jenen Gewässern zu vertreiben.
Allein sein Unterfeldherr ließ sich in seiner Abwesenheit von dem spar¬
tanischen Feldherrn Lpsander 407 bei Ephesus schlagen und die Athener
wurden darüber so erbost, daß sie ihn abermals verbannten. Er trieb
sich nun an den asiatischen Küsten umher, immer Ln der Nähe des
Kriegsschauplatzes auf günstige Zwischenfälle lauernd.
Die letzten Kriegsjahre (407— 404 v. Chr.).
Nach des Alkibiades Entfernung gewannen die von den Persern
frisch und nachhaltig unterstützten Spartaner die Oberhand und siegten
unter Kallikratidas. Dieser war noch ein Spartaner alten Schlages
und ärgerte sich bitter ob dem Hochmuthe der Perser, bei denen er um
Subsidien bitten mußte; er wünschte laut, der Krieg mit Athen sollte ein
Ende finden und dafür gegen die persischen Pascha ein gemeinschaftlicher
Zug unternommen werden. Aber die Athener spannten ihre letzten Kräfte
an, rüsteten abermals eine Flotte, wählten zehn tüchtige Feldherren und
befahlen ihnen, die eingeschlossenen Schiffe unter Konon zu befreien. Noch
einmal glückte es ihnen, die Feldherren siegten in der hartnäckigen Schlacht
bei den Arginusen, und der wackere Kallikratidas verlor das Leben. Zurück¬
gekehrt wurden die athenischen Feldherren angeklagt, die in den Wellen
treibenden Leichname ihrer Mitbürger nicht in die Schiffe ausgenom¬
men und dieselben damit der Ehre des Begräbnisses beraubt zu haben. Um¬
sonst entschuldigten sie ihr Verfahren mit dem eingefallenen stürmischen
Wetter; das Volk verurtheilte sie zum Tode und sie wurden hinge¬
richtet (406).
Bald jedoch traf das frevelhafte Volk die furchtbarste Strafe. Der
spartanischen Flotte verschaffte persisches Geld (der schlaue und kühne
Lpsander hatte sich an des Königs Bruder, den jüngern Kyrus, den
Statthalter Vorderasiens gemacht) schnell wieder die frühere Stärke
und im folgenden Jahre nahm Lpsander Lampsakus am Hellesponte weg.
Die athenische, um 20 Schiffe stärkere Flotte eilte ihm entgegen, ankerte
ihm gegenüber bei Aegos Potamoi und forderte ihn mehrere Tage zum
Kampfe heraus. Lpsander verhielt sich ganz ruhig und spielte den
Furchtsamen; dadurch wurden die Athener so sicher, daß sie jedesmal,
nachdem sie ihr herausforderndes Manöver gemacht hatten, an ihren
Ankerplatz zurückkehrten, die Schiffe größtentheils verließen und sich auf
dem Lande zerstreuten. Das wollte Lpsander, ersah den gstnstigen Augen¬
blick, überfiel die Flotte, nahm die schwach oder gar nicht bemannten
Schiffe weg bis auf 10, die unter Konon entflohen, und vernichtete ohne