Full text: Lesebuch für die Oberklassen der Volksschulen des Regierungsbezirks Oberpfalz

55 
ertönte mit tausendfachem Jubel des Volkes; ein zahlreicher 
Chor stimmte den Krönungsgesang an. 
So war Karl zu einer kaum geahnten Macht empor— 
gestiegen. Sein Reich erstreckte sich vom Ebro in Spanien 
dis zur Raab in Ungarn, von der Elder in Dänemark bis zum 
Tber in Jlalien. Diese gewaltige Masse von Ländern wußte 
seine Hand aber so gut zu lenken als sie das Schwert zu 
führen gewohnt war. Aus allen Ländern mußten ihm regel⸗ 
maͤßig Berichte eingeschickt werden; nach allen Richtungen 
sandle er Befehle und wußte denselben Nachdruck zu geben. 
Sein Peischaft war in seinen Degenknopf eingegraben. 
Hatte er nun einen Befehl an einen widerspenstigen Herzog 
uͤntersiogelt, so pflegte er wohl zu sagen: „Hier ist mein Befehl, 
und hier“ — den Degen schüttelnd — Jder, welcher ihm 
Gehorsam verschaffen soll.“ Auf die Rechtspflege richtete 
Kaiser Karl sein ganz besonderes Augenmerk. Er liebte auch 
die Vaukunst und ließ zahlreiche und prächtige Bauten auf⸗ 
fuͤhren, wie zu Aachen, woselbst er sich überhaupt am liebsten 
aufhielt. 
Karl war von starkem Körperbau und erhabener Ge— 
stalt. Er hatte eine hohe, klare Stirn und große, lebhafte 
Augen, die dem Freunde fröhlich dem Feinde furchtbar 
leuchteten. Im Reilen, Fechten und Schwimmen war er sehr 
geschickt; auf der Jagd kämpfte er mit Bären, Wölfen und 
Auctochsen. Im Essen und Trinken war er höchst mäßig. 
Kleiderpracht lebte er nicht; am liebsten trug er Kleider, die 
seine Töchter gesponnen und gewebt hatten. Nur an Reichs— 
lagen und an hohen Festen erschien er in voller Majestät, 
mn einer goldenen, von Diamanten strahlenden Kroue auf 
dem Haupte, angetan mit einem langen, herabwallenden 
Mantel. 
An 28. Januar 814 schied Kaiser Karl aus diesem 
Leben, indem er sterbend betete: „In deine Hände, o Herr, 
befehle ich meinen Geist!“ Sein Andenken aber lebt fort 
in den Sagen und Liedern des Volkes 
Mach Welter und Bredow.) 
39. Prankfurt. 
Die besten seiner Helden, sie lagen in Sachsen tot; 
Da do Karolus Magnus. der Kaiser, in grosser Not. 
Lasst eine Furt uns suchen langshin am schönen Main 
6 eh. da liegt ein Nebel; der PFeind ist hinterdreinl
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.