Full text: Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht ([Theil] 1)

Das griechische Schisma. 
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des Kaisers, Bardas, hatte öffentliches Aergerniß gegeben, wofür ihn 
der Patriarch Ignatius von dem Abendmahle ausschloß; als er auch 
den Drohungen des Kaisers nicht nachgab, wurde er abgesetzt (857) 
und an seiner Stelle der gelehrte, herrschsüchtige und gewissenlose Pho- 
tius erhoben, der in sechs Tagen vom Laien bis zum Patriarchen alle 
Weihen durchlaufen hatte. Jedoch ein Theil der Geistlichkeit hielt treu 
zu dem abgesetzten Patriarchen, daher suchten Photius und seine Be¬ 
schützer den Papst Nikolaus I. für ihre Sache zu gewinnen. Sie schmei¬ 
chelten diesem durch Gesandtschaft und Briefe und wußten selbst die beiden 
Gesandten des Papstes so zu gewinnen, daß sie (861) auf einer Synode 
zu Konstantinopel die Absetzung des Ignatius unterschrieben; doch Niko¬ 
laus I. erfuhr den wahren Hergang der Sache, sprach seine feierliche 
Verwahrung gegen das an Ignatius begangene Unrecht aus und ent¬ 
setzte den Photius nebst seinen geistlichen Anhängern ihrer Würden (863). 
Ein anderes gleichzeitiges Ereigniß vermehrte die morgenländische Ab¬ 
neigung gegen das christliche Abendland. Bogoris, der Fürst der Bul¬ 
garen, hatte das Christenthum und in der Taufe den Namen Michael 
angenommen; die Bekehrung war das Werk griechischer Gefangenen 
sowie der Mönche Methodius und Cyrillus, welche wir bereits als die 
Apostel Mährens kennen. Bald wandte sich Michael an den Papst 
und dieser schickte ihm Geistliche, welche die Neubekehrten in die christ¬ 
liche Ordnung einführten; auch ernannte er einen Bischof von Bulgarien. 
Dies erbitterte den Photius noch mehr; er nahm Bulgarien für den 
Sprengel des Patriarchen in Konstantinopel in Anspruch und rechnete 
bei seinem Treiben auf die Unterstützung seines Hofes, der aus der un¬ 
mittelbaren kirchlichen Unterordnung Bulgariens unter den römischen 
Stuhl eine Ausdehnung des abendländischen Kaiserthums auf Bulgarien 
befürchtete, sowie auf die Sympathie der griechischen Bischöfe. Er ver¬ 
sammelte eine willfährige Synode, fälschte obendrein die Akten und fügte 
Unterschriften von Bischöfen bei, die nichts um die Sache wußten, er¬ 
klärte den Papst als abgesetzt und mit dem Bannflüche belegt (867). 
Er war also der erste Patriarch, welcher dem Papste den Gehorsam 
aufkündete und das Schisma aussprach, denn außerdem beschuldigte er 
in seinem Rundschreiben an die morgenländischen Patriarchen die abend¬ 
ländische Kirche verderblicher Gebräuche und Irrthümer. Er feierte auch 
wirklich den Triumph, daß sich die Bulgaren der morgenländischen Kirche 
zuwandten und sich dem Patriarchalsprengel von Konstantinopel zuthei- 
len ließen; aber als Bardas durch den Kaiser und dieser durch eine 
Verschwörung (867) den Untergang fand, wodurch Basilius I., der 
Makedonier, auf den Thron kam, ließ dieser den Photius in ein Kloster 
sperren und den Ignatius wieder einsetzen. Allein auch dieser weigerte 
sich, Bulgarien aus dem Metropolitanverbande mit Konftantinopel wieder
	        
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