Full text: Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht ([Theil] 1)

Kaiser Friedrich II. 
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Leopold von Oesterreich und ein ganzes Heer Ritter aus dem östlichen 
Deutschland (1217) nach Palästina schifften; er blieb in Italien, wäh¬ 
rend ein Kreuzheer von mehr als 100,000 Mann unter unsäglichen An¬ 
strengungen am 3. November 1219 Damiette eroberte, dessen Bewohner 
sich erst ergaben, als der Hunger zwei Drittheile weggerafft hatte. Nun 
bot der Sultan Jerusalem für Damiette an, erhielt aber abschlägige 
Antwort; dafür eroberte er Damiette wieder, indem er das Kreuzheer 
durch die Nilüberschwemmung vertrieb, welche er in das christliche Lager 
leitete. So hatten die Christen abermals eine große Schlappe erlitten, 
an welcher Friedrich II. durch seine Theilnahmlosigkeit Mitschuld trug. 
Endlich heirathete der verwittwete Kaiser Jolantha, die Tochter der 
Maria Jolantha, Erbtochter des Königs Amalrich II., und des Johann 
von Brienne, welcher sich Regent von Jerusalem nannte, und dadurch 
erhielt Friedrich Anspruch auf Jerusalem als Mitgift seiner Gemahlin. 
Er schiffte sich am 8. September 1227 ein, aber schon nach drei Tagen 
kehrte er zurück; er entschuldigte diese Umkehr durch Krankheit und ver¬ 
sprach bald nachzukommen; denn es waren wohl 40,000 Kreuzfahrer 
wirklich abgegangen. Nun zögerte Papst Gregor IX. (Honorius III. 
war 1227 gestorben) nicht länger und sprach über Friedrich, weil 
er sein Gelübde gebrochen, denn die Krankheit sei eine Lüge, und zu 
dieser Behauptung berechtigte den Papst Friedrichs II. Benehmen ge¬ 
gen Honorius III. mehr als hinlänglich, den Bann aus. Friedrich 
antwortete hierauf in einer Sprache, die bewies, wie erbittert er 
längst gegen den päpstlichen Stuhl war und was dieser von ihm zu 
fürchten hatte; er bezeichnete nämlich den Papst geradezu als einen 
Feind der Fürsten,, als einen übermüthigen, von Herrschsucht trunke¬ 
nen Mann; zugleich benutzte er die mit dem Papste verfeindete Fa¬ 
milie der Frangipani und erregte durch sie einen Aufstand in Rom, 
welcher den Papst nöthigte, die Stadt zu verlassen (Ost^n 1228). 
Im August 1228 schiffte sich Friedrich als Gebannter nach Palästina 
ein, obwohl nach kirchlichem Gebote kein Gebannter die heiligen Stätten 
betreten sollte; deßwegen verhängte der Papst über Palästina das In¬ 
terdikt, d. h. er verbot alle kirchlichen Handlungen für die Dauer der 
Anwesenheit des gebannten Kaisers. Dieser wußte aber die orientali¬ 
schen Wirren trefflich zu nutzen; der Sultan Kamel lag im Kriege mit 
Nasr David; theils aus Furcht, Friedrich möchte diesen unterstützen, 
theils von der Persönlichkeit des Kaisers gewonnen, der als Saracenen- 
freund auch im Morgenlande bekannt war, schloß er mit ihm Frieden 
auf zehn Jahre und einen Vertrag, durch welchen Jerusalem, Bethle¬ 
hem und Nazareth mit ihren Gebieten dem Kaiser abgetreten wurden, 
ebenso der ganze Küstenstrich von Joppe bis Sidon. Friedrich setzte 
sich die königliche Krone in der Kirche des heiligen Grabes selbst auf
	        
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