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res Obst umher, und es scheint, als wolle jeder das große Fest des
Genusses, das in Neapel alle Tage gefeiert wird, mit genießen und
vermehren.
Wie diese Art Herumträger geschäftig sind, so giebt es noch eine
Menge kleiner Krämer, welche gleichfalls herumgehen und ohne viele
Umstände auf einem Brett, in einem Schachteldeckel ihre Kleinigkeiten,
oder auf Plätzen geradezu auf flacher Erde ihren Kram ausbieten. Da
ist nicht von einzelnen Waren die Rede, die man auch in größern Läden
fände, es ist der eigentliche Trödelkram. Kein Stückchen Eisen, Leder,
Tuch, Leinewand, Filz u. s. w., das nicht wieder als Trödelware zu
Markte käme, und das nicht wieder von einem oder dem andern gekauft
würde. Noch sind viele Menschen der niedern Klasse bei Handelsleuten
und Handwerkern als Beiläufer und Handlanger beschäftigt.
Es ist wahr, man thut nur wenig Schritte, ohne einem sehr übel¬
gekleideten, ja sogar einem zerlumpten Menschen zu begegnen, aber dies
ist deswegen noch kein Faulenzer, kein Tagedieb! Ja, ich möchte fast
das Paradoxon aufstellen, daß zu Neapel verhältnismäßig vielleicht noch
die meiste Industrie in der ganzen niedern Klasse zu finden sei. Frei¬
lich dürfen wir sie nicht mit einer nordischen Industrie vergleichen, die
nicht allein für Tag und Stunde, sondern am guten und heitern Tage
für den bösen und trüben, im Sommer für den Winter zu sorgen hat.
Dadurch, daß der Nordländer zur Vorsorge, zur Einrichtung von der
Natur gezwungen wird, daß die Hausfrau einsalzen und räuchern muß,
um die Küche das ganze Jahr zu versorgen, daß der Mann den Holz-
und Fruchtvorrat, das Futter für das Vieh nicht aus der Acht lassen
darf u. s. w., dadurch werden die schönsten Tage und Stunden dem Ge¬
nuß entzogen und der Arbeit gewidmet. Mehrere Monate lang entfernt
man sich gern aus der freien Luft und verwahrt sich in Häusern vor
Sturm, Regen, Schnee und Kälte; unaufhaltsam folgen die Jahreszeiten
auf einander, und jeder, der nicht zu Grunde gehen will, muß ein
Haushälter werden. Denn es ist hier gar nicht die Frage, ob er ent¬
behren wolle; er darf nicht entbehren wollen, er kann nicht entbehren
wollen, denn er kann nicht entbehren; die Natur zwingt ihn, zu schaffen,
vorzuarbeiten. Gewiß haben die Naturwirkungen, welche sich Jahr¬
tausende gleichbleiben, den Charakter der in so manchem Betracht ehr¬
würdigen nordischen Nationen bestimmt. Dagegen beurteilen wir die
südlichen Völker, mit welchen der Himmel so gelinde umgegangen ist,
aus unserm Gesichtspunkte zu streug.
Gewiß würde in unsern Gegenden ein cynischer Philosoph*) schlecht
ausdauern, dahingegen in südlichen Ländern die Natur gleichsam dazu
*) Die cynischen Philosophen hielten den für den glücklichsten, welcher am
wenigsten bedürfte. Bekannt ist der Cyniker Diogenes. >