1100—1517.
131
Unzufriedenheit bei den Völkern, da die kirchlichen Beschlüsse
mehr und mehr von der französischen Politik abhängig wurden;
eine der ersten Früchte dieser Verbindung war die Aufhebung
des Ordens der Tempelherren.
Die großen Besitzungen des Tempclherrnordens, seine un¬
ermeßlichen Rcichthümer, hatten ihm eine Macht in Frankreich
verschafft, welche leicht der Krone gefährlich werden konnte, und
es war Philipp IV eine erfreuliche Aussicht, Erbe der Rcich-
thümcr des Ordens werden zu können. Es verbreiteten sich
Gerüchte von heimlichen Verbrechen in den Versammlungen des
Ordens. Philipp der Schöne ließ, nachdem die Vorbereitungen
heimlich getroffen waren, alle Tempelherren in Frankreich ge¬
fangen nehmen und ihre Güter einziehen. Darauf wurde eine
Untersuchung gegen die Ritter eingeleitet; man beschuldigte den
Orden morgenländischer Zauberei, der Gotteslästerung und der
Götzenanbetung. Wenn nun auch diese Beschuldigungen nicht
vollständig bewiesen werden konnten, so schien doch aus der
Untersuchung hcrvorzugehen, daß der Orden der Tempelherren
zum Thcil gegen den Staat und die Kirche feindlich gesinnt sei.
Der Großmeister Jacob Molay wurde verbrannt, viele Ritter
mit dem Tode bestraft. Clemens V hob den Orden in der
Kirchenversammlung zu Vienne (1312) auf; der König behielt
den größten Theil der Besitzungen der Tempelherren.
Philipp IV (ffhatte mit Macht über Adel und
Geistlichkeit regiert, allein eine Verbindung, welche bereits gegen
das Ende seiner Regierung sich gegen die Krone gebildet hatte,
zwang seinen schwachen Sohn Ludwig X, Hutin, (1314—1316)
abermals die älteren Rechte des Adels und der Geistlichkeit an-
zucrkennen. Er starb ohne Söhne zu hinterlassen, und sein
Bruder P hil ipp V, der Lange, (1316—1322) bestieg Frank-
reichs Thron. Zwar machte die Tochter Ludwigs, Johanne
von Navarra, Ansprüche auf den Thron, allein ein Erkenntniß
der Reichsstände entschied, daß die weibliche Erbfolge in Frank-
9*