i Zweite Perm-e.
I. Von Odoaker bis auf Karl den Großen, oder von dem Unter¬
gänge des weströmischen Reiches bis zur Wiederherstellung desselben
durch den ersten römisch-deutschen Kaiser.
Vom I. 476 bis 800.
8. 1. Dietrich oder Theodorich, König der Ostgothen.
Das Reich der Hunnen war nach Attila's Tode von den Ostgothen
zertrümmert worden. Von jetzt an wohnten diese wieder selbstständig in
dem angestammten Lande zwischen den Karpathen, der Donau und der
Theiß, im heutigen Ungarn. Ihr Fürst Theudomir hatte mit dem grie¬
chischen Hofe einen Vertrag geschlossen, kraft dessen er demselben mit sei¬
nen Leuten Kriegsdienste leisten wollte. Sein Sohn Dietrich oder
Theodor ich wurde als Geisel in Konstairtinopel erzogen, von wo er als
18jähriger Jüngling ztl seinem Volke zurückkehrte, in römischer Kriegs - und
Staatsknnst wohl unterrichtet, um seines Vaters Herrschaft zu übernehmen.
Was Furcht und Zuneigung nur immer verleihen konnten, das wandte
der oströmische Kaiser Zeno verschwenderisch dem jungen Theodorich zu,
der ihm eine Zeit lang ein treuer Diener war. Bald aber trieb der ju¬
gendliche Herrschermuth den König der Gothen in andere Bahnen. Bei
Gelegenheit einer Hungersnoth in Jllyrien, die seinem Volke gefährlich zu
werden drohte, brach er aus Pannonien und Mösien aus gegen Italien.
200,000 streitbare Männer mit Weibern und Kindern folgten ihm, um
in dem westlichen Lande eine neue Heimath zu gewinnen.
Zwölf Jahre hatte Odoaker zu Rom als deutscher Heerkönig und
römischer Patricier geherrscht, als der Einbruch der Gothen ihn über¬
raschte, die mit großer Macht in Oberitalien einfielen und in einer großen
Schlacht bei Verona die Heruler besiegten.
Nach dreijähriger Belagerung Ravenna's und nach Odoaker's Ermor¬
dung nahm Theodorich Besitz von dem römischen Reiche in Italien (im
I. 493), legte den römischen Purpur an und nannte sich Theodorich,
König der Römer, zu welchem Titel die Geschichte mit Recht den
Namen des Großen hinzugefügt hat. In Koustantinopel erzogen, mit