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Eroberung verloren. So drang das tapfere Volk der Longobarden,
ein deutscher Stamm, welcher lange in Pannonien gewohnt hatte, nach
Westen vor und nahm den größtSn Theil von Oberitalien ein. Unter
dem Kaiser Mauricius, welcher zuerst sowohl an seinem Hofe als auch
bei allen Geschäften des Staates die griechische Sprache einführte, schien
sich das oströmische Reich für eine Weile zu erholen und dem tapfern
Kaiser Heraclius gelang es über seine äußern Feinde zu siegen. Der
zerstörende Wurm im Innern aber, die nie endenden Religionszwiste, an
welchen der Staat krankte, spotteten seines Willens und seiner Macht.
Ueber sie konnte er nicht Herr werden.
Nach Heraclius, der das Reich gegen die Perser und Araber tapfer
vertheidigte, folgte eine Reihe schwacher und grausamer Kaiser in schnellem
Wechsel nacheinander. Ihre Geschichte ist eine Erzählung von Gräueln
und Unmenschlichkeiten, die die Frevel der römischen Kaiser, eines Nero,
Domitian und Conunodus, fast übersteigen. Unter diesen verworfenen
Namen ist der des Phokas durch kalte Grausamkeit am schrecklichsten
gezeichnet. Blendungen und Verstümmelungen barbarischer Art gehörten
zu den täglichen Erscheinungen. Dabei dauerten die ärgerlichen Glaubens¬
streitigkeiten fort; besonders war die Frage: ob eine oder zwei Naturen
(die göttliche und menschliche) und eine oder zwei Willensäußerungen in
Christus gewesen seien (Monophysiteu und Monotheleten), eine unversieg¬
bare Quelle der bittersten Entzweiung. An diese Glaubensstreitigkeiten
knüpften sich andere, namentlich über die Verehrung der Bilder, und noch
immer fanden die Wettkämpfe in dem Cirkus Statt, die nicht selten in
Kämpfe auf Tod und Leben sich verwandelten. Sonst ans II. (662)
wollte Italien erobern und zog, um es den Longobarden zu entreißen, mit
einem großen Heere dahin. Statt aber die Barbaren aus den Provinzen
zu vertreiben, plünderte er die Hauptstadt Rom; ebenso verfuhr er gegen
die übrigen Städte, so daß er den Künsten des Alterthums einen unersetz¬
licheren Verlust zufügte als die Vandalen. Ganze Schisse ließ er mit Kunst¬
werken von Gold und Silber, mit Marmorsäulen, Gemälden u. dergl. m.
beladen, um sie nach Koustantinopel zu bringen; die Beute wurde von
den Arabern aufgefaugen und nach Alexandria geführt; Niemand weiß,
wie die Kuustschätze dort zu Grunde gingen. Constans ging nach Sicilien,
wo er sechs Jahre blieb und endlich von einem Sklaven im Bade er¬
schlagen wurde. Nach ihn: folgten binnen fünfzig Jahren sieben Kaiser
unter beständigen Empörungen, Hinrichtungen und anderen Gräueln, bis
endlich im Jahre 718 Leo III. der Jsaurier zur Regierung kam,
welcher dem Kaiserthrone und dem Reiche wieder Ansehen und Würde ver¬
schaffte. Als Feldherr hatte er die Araber, die um diese Zeit öfter die
Provinzen des griechischen Reiches und selbst Konstantinopel bedrohten,
glücklich zurückgeschlagen. Auch als Kaiser verfolgte er seine Siege gegen
die Bulgaren und Perser.
Der gefährlichste Feind des bhzautischen Reiches blieben stets