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2. Noch gestern sah sie Lohlschwarz aus,
und heut' schon putzt sie sich heraus.
Sie hat ein schneeweib' Kleidchen an,
und tausend Sternlein funkeln dran.
3. O sagt: Wer hat dies Kleid gemacht?
Wer hat die Erde so bedacht?
Das hat der liebe Gott getan,
der zog dies Winterkleid ihr an.
4. Das hält sie warm, und ganz getrost
erwartet sie des Winters Frost;
der mag nun noch so grimmig sein,
er dringt ihr nicht ins Herz hinein.
5. Und unterm Schnee, da liegt so warm,
wie's Kindlein in der Mutter Arm,
das Saatkorn dort und wartet still,
ob's wieder Frühling werden will.
—
hranz Knauth.
135. Die Wichtelmänner.
1. Es war ein Schuster ohne seine Schuld so arm geworden,
daß ihm endlich nichts mehr übrig blieb als Leder zu einem
einzigen Paar Schuhe. Nun schnitt er am Abend die Schuhe
zu, die wollte er am nächsten Morgen in Arbeit nehmen. Und
weil er ein gutes Gewissen hatte, so legte er sich ruhig zu Bett,
befahl sich dem lieben Gott und schlief ein. Morgens, nach—
dem er sein Gebet verrichtet hatte und sich zur Arbeit nieder⸗
setzen wollte, so standen die beiden Schuhe ganz fertig auf seinem
Tisch. Er verwunderte sich und wußte nicht, was er dazu sagen
sollte. Er nahm die Schuhe in die Hand, um sie näher zu be—
trachten. Sie waren so sauber gearbeitet, daß kein Stich daran
falsch war, gerade als wenn es ein Meisterstück sein sollte
2. Bald darauf trat auch schon ein Käufer ein, und weil
ihm die Schuhe so gut gefielen, so bezahlte er mehr als gewöhnlich