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Zu Anfang des dritten Jahrhunderts begannen die Anzeichen des
nahen Verderbens über Rom herein zu brechen. Im Osten drängten die
Parther, im Norden und Westen die Deutschen. Zwar wurde das par-
thische Volk um diese Zeit durch den Perser Ardschir oder Artaxer-
xes dem Namen nach vernichtet, indem dieser den letzten Partherkönig
Ardaban in einem Aufstande besiegte; allein was früher die Parther waren,
wurden nun die Perser; das nenpersische Reich erhob sich bald furchtbar
unter Ardschir's Nachfolger Sapor in Mittel-Asien und bedrohete von
dort die römischen Provinzen.
Alexander Severus, ein trefflicher Kaiser, dessen Regierung
wohl eine bessere Zeit verdient hätte, suchte mit Kraft und Weisheit die
Ordnung zurückzuführen und die Spuren blutiger Tyrannei zu verwischen.
Für Krieg und Frieden gleich bedacht, ließ er sechzehn bewährte Sena¬
toren einen Reichsrath bilden, während im Heere strenge und kriegskun¬
dige Männer angestellt wurden, um die Soldaten zum Gehorsam und
zur Ordnung zurückzuführen. In den dreizehn Jahren seiner Herrschaft
genoß das Reich einer lange entbehrten Ruhe und Sicherheit im Innern,
während die nachdrücklichen und wohlberechneten Unternehmungen des römi¬
schen Heeres die Barbaren von den Grenzen abhielten. Die Perser wur¬
den beschwichtigt, dann wandte sich Alexander an'den Rhein, wo die Ale¬
mannen die Städte und Lager der Römer angegriffen hatten. Ein vor-
theilhafter Frieden brachte die Ruhe zurück. Allein den zügellosen Soldaten
gefiel die Mäßigung des edlen Kaisers nicht. Auch er mußte das Opfer
des wilden Soldatenübermuthes werden. Die Prätorianer ermordeten ihn
im Lager bei Mainz mit seiner Mutter Mamäa, die ihm während sei¬
ner ganzen Regieruugszeit mit großer Klugheit, aber auch mit großer
Herrschsucht zur Seite gestanden hatte, und riefen einen rohen Thrakier,
den Maxi minus, zum Kaiser aus.
Von niedriger Herkunft, hatte dieser sich als gemeiner Soldat durch
seine körperliche Größe und Stärke eine gewisse Berühmtheit im Heere
erworben. Zur Herrschaft gelangt, war Morden und Mordenlassen sein
Regieren, Verwüstung und Blutvergießen seine Kriegskunst. Am schwersten
traf sein Arm das deutsche Volk am Rheine, das er bis in die Wälder
verfolgte, und, so weit er gelangen konnte, auf's Grausamste behandelte.
Endlich fiel auch er unter den Schwertern der Soldaten, die seiner Grau¬
samkeiten müde wurden. Nachdem mehrere vom Senate gewählte Kaiser
schnell nach einander gewechselt hatten, behauptete sich endlich der Feldherr-
Philipp, ein Araber, auf dem Throne, — merkwürdig dadurch, daß er
im Jahre 248 das tausendjährige Jubiläum der Stadt Rom feierte. Bei
diesem Feste dauerten die Schau- und Kampfspiele, Zechgelage und Gast-
mähler drei Tage und drei Nächte mit einer bis zur höchsten Verschwen¬
dung gesteigerten Pracht. Elephanten, Tiger, Leoparden, Hyänen, Giraffen,
Elennthiere, sogar ein Nilpferd und Nashorn erschienen im Cirkuö. Doch
konnte sich Philipp weder durch seine Tapferkeit, noch durch seine Freige-