Full text: [Geschichte des Alterthums] (Theil 1)

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zu Stande unter der Bedingung, daß die Athener ihre Schiffe bis auf 
zwölfe ausliefern und ihre Mauern schleifen sollten. Es war gegen Ende 
März im Jahre 404 v. Ehr., als Lysander in den piräischen Hafen ein- 
fnhr. Die Schiffs- und Lagerhäuser wurden zerstört, die Schiffe weg¬ 
geführt und unter dem Klange spartanischer Flötenmusik die Mauern und 
Festungswerke von den Athenern selbst niedergeriffen. 
Die neue Ordnung der Dinge begann in Athen mit der Einsetzung 
einer aristokratischen Regierung, „der dreißigTh rannen", wie der Volks¬ 
haß alsbald die neuen Machthaber benannte. An der Spitze standen The- 
ramen es und Kritias, die Häupter der athenischen Aristokratie. Diese 
Schreckensherrschaft, welche ihre Gewalt sogleich mit Verfolgung undBlut- 
urtheilen zu befestigen suchte, war jedoch nur von kurzer Dauer. Thera- 
menes, zu größerer Milde geneigt, siel durch seine eigene Partei. Er 
mußte nach dem Urtheil der Dreißig den Schierlingsbecher trinken, von 
dem er die letzten Tropfen „dem schönen Kritias" weihte. Bald darauf 
aber gelang es dem Thrashbulos, mit Pausanias einen neuen Vergleich 
zu schließen. Das spartanische Heer zog in seine Heimath zurück; in Athen 
ward eine gemäßigte Demokratie eingeführt und eine unumschränkte Am¬ 
nestie stellte die Ruhe unter dem neugewählten Archonten Euklid es so gut 
als möglich wieder her. Den Glanz aber und das Selbstvertrauen des 
alten Athen konnte keine Macht der Welt wiederherstellen und es ging 
mit seinen Mauern zu Grabe. 
8. 4. Rückzug der Zehntausend imicr -kcnophon (400). 
Zu den hellenischen Kriegsgeschichten gehört auch der Kampf des 
jüngeren Chrus, des schon früher genannten persischen Statthalters in 
Kleinasien gegen seinen Bruder Ataperpes l l. um den Besitz der persischen 
Herrschaft. Seit dem Tode des ersten Artaperpes, des Sohnes Werpes', hatte 
der Thron tu Susa vielfache Veränderungen erfahren. Xerpes II. folgte 
dem Vater in der Regierung und ward von seinem Halbbruder Sogdianus 
verdrängt; dieser aber wich dem Statthalter Ochlos, welcher sich unter den: 
Namen Darms II. des Thrones bemächtigte. Sein Nachfolger war Arta- 
xerpes, gegen welchen jetzt der jüngere Bruder Chrus, um eine schwere Be¬ 
leidigung zu rächen, zu Felde zog. In Erwiederung der Hülse, welche 
Chrus, damals königlicher Statthalter, in dem Kriege gegen Athen den 
Spartanern geleistet, bewilligten diese ihm jetzt ein Hülssheer, sowie die Er- 
laubniß, in allen asiatischen Städten, die mit Sparta verbündet waren, 
Werbungen anzustellen. Auf diese Weise sammelte Chrus ein hellenisches 
Kriegsheer von 15,0tK) Mann. Der Vereinigungspunkt war Sardes, wo
	        
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