Full text: [Geschichte des Alterthums] (Theil 1)

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Wie früher ausgesetzt zu sein: zugleich Bevollmächtigte abzusenden, welche 
hiervon Meldung thun und den Stand der Dinge an Ort und Stelle 
überwachen. Denn das vor Allem steht zu befürchten, daß jener ver¬ 
schmitzte Mensch, bei seiner Geschicklichkeit, die Umstände zu benutzen, je 
nach Gelegenheit hier nachgebend, da drohend (und damit dürfte er es 
leicht ernstlich meinen), dort uns unseres Außenbleibens wegen verdächti¬ 
gend, an irgend einem Punkte unser Interesse verletze und zu seinem Vor¬ 
theil kehre. Wenn ihr dies nun erkannt habt, Männer von Athen, und 
alles Uebrige, was Noth ist, in Erwägung zieht, so meine ich, jetzt, wenn 
jemals, ist es Zeit zu dem Entschlüsse, euch aufzuraffen und ans den Krieg 
bedacht zu sein, indem ihr bereitwillig eure Steuern zahlt und selbst in's 
Feld rückt und es an nichts fehlen laßt, denn kein Grund und kein Vor¬ 
wand ist mehr vorhanden, aus welchem ihr euch eurer Pflicht könntet ent¬ 
ziehen wollen." 
Im Interesse der entgegengesetzten Partei trat der kaum minder 
talentvolle Redner Aeschines auf, indem er zu Gunsten des macedoni- 
schen Königs sprach, in dessen Sold er gestanden haben soll. Der ein¬ 
dringlichen Mahnung des Demosthenes gelang es endlich, daß eine kleine 
Macht zur See ausgesandt ward, das hart bedrängte Olynth zu unter¬ 
stützen. Die Hülfe aber war ungeniigend und kam zu spät. Als die be¬ 
lagerten Olynthier einen Vergleich zu schließen begehrten, erwiederte Phi¬ 
lipp: „Entweder dürften sie nicht mehr in Olynth wohnen, oder er nicht 
mehr in Macedonien." Die Stadt ward geplündert, zerstört, die ganze 
Halbinsel Chalchidice mit zweiunddreißig griechischen Städten zum ma- 
cedonischen Reich genommen. Nun das Unheil geschehen war, rieth selbst 
Demosthenes zum Machgeben. Eine athenische Gesandtschaft vermittelte 
den Frieden mit PMPP, und es gelang den freundlichen Versprechungen 
und der liebenswürdigen Gewandtheit des Königs, eine anscheinend voll¬ 
kommene Aussöhnung zu bewirken. Nichtsdestoweniger ward die Zwischen¬ 
zeit von dem klugen Eroberer auf das Eifrigste für seine Zwecke benützt. 
Durch ein wohlgeordnetes Netz von Bestechungen wurden die hellenischen 
Staaten insgeheim zu Gunsten Macedoniens bearbeitet und die vorhan¬ 
denen Zwistigkeiten in aller Weise verstärkt. Demosthenes trat auf's Neue 
sein Mahnamt in Athen an, als Philipp an den thracischen Küsten die 
Seefahrt der Athener zu schmälern begann. Während eine macedonische 
Gesandtschaft in Athen wegen verschiedener untergeordneter Angelegenheiten 
verhandelte, bemächtigte sich Philipp des Chersonesos. Auf diese Kunde 
säumte Demosthenes nicht, die Athener zu kräftigen Gegenmaaßregeln anf- 
zufordern und den Frieden als gebrochen zu erklären. „Wenn ehedem 
Hellenen ihre Macht zur Unterdrückung Anderer mißbrauchten," sprach er 
in einer seiner geharnischten Reden, „da stand ganz Hellas auf, dem Un¬ 
recht zu wehren, und nun dulden wir, daß ein nichtswürdiger Macedone, 
ein Barbar des verworfensten Gelichters, griechische Städte zerstört, die 
pythischen Spiele hält oder durch seine Knechte halten läßt."
	        
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