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führung entsagte. Als Geißel für die Aufrechthaltuug des Vertrages mußte
Philipps Sohn Demetrius nach Rom wandern.
Flaminius ging hierauf an die Ordnung und Organisirung der grie¬
chischen Staaten. Ein Theil der spartanischen Periöken wurden im
Süden der Halbinsel als „freies Lakonien" angesiedelt; Athen erfreute sich
der römischen Auszeichnung und Unterstützung im höchsten Maaße; der
achäische Bund ward erweitert; nur die widerspenstigen und anmaßenden
Aetoler mit einiger Strenge zur Ruhe verwiesen und der kleine Tyrann
und Raubherr Rabis, welcher sich weigerte, das ihm von Philipp über¬
wiesene Aegos herauszugeben, mit Gewalt der Waffen bezwungen. Es
mag den Römern, fiir den Augenblick wenigstens, Ernst mit der Befreiung
Griechenlands gewesen sein. „ Die politische Berechnung machte sie mög¬
lich; zur Wirklichkeit wurde sie durch die eben damals in Rom, und vor
allem in Flaminius selbst unbeschreiblich mächtigen hellenischen Sympathien."
Die Freiheit aber kann selten geschenkt, sie muß erworben und verdient
werden. Und wie hätte in einem so bis in's Innerste zerrissenen Gemein¬
wesen, wie Griechenland war, ein geordneter freier Zustand Raum finden
sollen, Rom gegenüber, dessen erste Eigenschaft es war, keine andere Macht
neben sich dulden zu können!
Es zeigte sich bald, daß die Griechen nur die Herren gewechselt hatten
und die anfängliche Begeisterung erkaltete in dem leichtbeweglichen Volke so
schnell, als sie erwacht war. Die Aetoler, wild und fehdelustig und den
Römern wenig zngethan, wie sie waren, wandten sich an den syrischen
König Antiochus III. um Hülfe gegen die neuen Befreier Griechen¬
lands. Nicht minder mochte Hannibal, welcher als Flüchtling an dem
Hose des syrischen Königs lebte, dazu beitragen, diesem eine römerfeind¬
liche Gesinnung beizubringen. Antiochus entschloß sich zum Kriege; statt
aber, wie es Hannibals Rath war, die Hülfe des Königs von Macedonien
zu suchen und im Verein mit diesem und den Aetolern rasch voran zu gehen,
verschwendete er die kostbare Zeit mit schwelgerischen Festen auf Euböa.
Indessen rückte ein römisches Heer unter Porcius Cato, dem sich für
diesmal Philipp von Macedonien und die Achäer bundesfreundlich erzeig¬
ten, durch die Termopylen heran. Ohne Schwierigkeit ward der syrische
König besiegt und zur Rückkehr nach Asien genöthigt. Aber auch dahin
folgte ihm die römische Macht und die mörderische Schlacht bei Mag¬
nesia an dem Berge Sipylos (191), in welcher Antiochus eine fürch¬
terliche Niederlage erlitt, entschied den Streit für immer. Die Zahl der
Gefallenen soll von syrischer Seite 50,000, von römischer kaum über 300
gewesen sein. Der besiegte König müßte den Frieden mit Abtretung all'
seiner europäischen Besitzungen und aller Länder Vorderasiens bis jenseits
des Taurus erkaufen. Eine besondere Bedingung der Römer bei diesem
Friedensschluß war die Auslieferung des Hannibal. Abermals flüchtig, suchte
der alte Held Zuflucht bei dem König Prusias von Bithynien und als
auch dieser ihn nicht länger vor der Macht der Sieger zu beschützen wagte,