Full text: [Geschichte des Alterthums] (Theil 1)

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Der gesammte Gemeinderath ward hingcrichtet und die Bürgerschaft bis 
auf den letzten Mann in Sklaverei verkauft. Der Bezwingung der Ve¬ 
neter folgte die der iberischen Völkerschaften von der Garonne bis zu 
den Pyrenäen. Innerhalb dreier Jahre hatte Cäsar ganz Gallien mit 
dem Schwerte erobert. 
Ein neuer Auswanderungszug deutscher Stämme, der Usipeten und 
Tenchterer, ward nicht minder, und diesmal durch einen Bruch des Völ¬ 
kerrechtes völlig vernichtet. Nach einem unvorhergesehenen Angriff der 
Deutschen, den zu entschuldigen die Aeltesten des andern Tages als Abge¬ 
sandte in das römische Lager kamen, wurden diese ergriffen und hingerich¬ 
tet, die nichts ahnende, führerlose Menge aber überfallen und niederge¬ 
macht. Es war mehr eine Menschenjagd, als eine Schlacht. Wer nicht 
unter dem Schwert der Römer fiel, der ertrank im Rhein. Mit diesem 
Gewaltstreich hatte Cäsar freilich der Auswanderungslust der Germanen 
ein Ende gemacht und mochte es nun wohl auch an der Zeit finden, den 
mächtigen Grenzstrom zu überschreiten und in die dunkeln Wälder des öst¬ 
lichen Ufers vorzudringen, dem geheimnißvollen Heerd der Völkerbewegun¬ 
gen, welche in dem letzten Jahrhundert den ganzen Süden bedrängt hatten. 
In der Gegend zwischen Bonn und Andernach wurde eine Pfahlbrücke über 
den Rhein geschlagen; die Uferbewohner zogen sich zurück, als die römi¬ 
schen Legionen den deutschen Boden betraten. Das rauhe, unfruchtbare, 
von dunkelm Urwald bedeckte Land war gleichwohl nicht einladend für fer¬ 
nere Eroberungen. Cäsar begnügte sich mit diesem Beweise seiner Macht 
und kehrte zurück, ohne einen Feind getroffen zu haben. 
Sein nächstes Ziel war die von Alters her berühmte nebelige Küste 
Britanniens, die er erreichte, indem er den Kanal durchsegelte, da, wo er 
am schmälsten ist. Aber er fand das Ufer mit feindlichen Truppen besetzt, 
die bereit waren, ihm die Landung streitig zu machen. Nur mit der grö߬ 
ten Mühe gelang es den römischen Legionen, unter dem Schutze ihrer 
Wurf - und Belagerungsmaschinen die Ausschiffung zu erzwingen. Die Ein¬ 
wohner, Anfangs zurückweichend, sammelten sich alsbald, das römische Lager 
bedrohend, während die Schiffe von heftigen Stürmen übel zugerichtet wur¬ 
den. Unter solchen Umständen kehrte Cäsar von diesem erfolglosen Zuge 
unzufrieden zurück, um sich zu einem zweiten mit größerer Vorsicht zu 
rüsten. Indessen war der tapfere und umsichtige Fürst Cassivellau- 
nus an die Spitze der Landesvertheidigung getreten. Nach einem aber¬ 
mals erfolglosen Küstenzuge, bei welchem das römische Heer, stets von den 
Streitwagen der Eingebornen verfolgt und begleitet, große Verluste im 
Einzelgefecht erlitt, ohne es zu einer Schlacht bringen zu können, erfolgte 
ein von beiden Seiten erwünschter Friedensschluß auf mäßige Bedingun¬ 
gen (54). Cäsar hatte alle Ursache, mit seiner Rückkehr zu eilen, denn 
schon war in seinem Rücken ein neues Feuer angezündet worden. 
Während der Abwesenheit des Feldherrn, welcher durch seine Persön¬ 
lichkeit eine unwiderstehliche Gewalt ausübte, kamen die Lettischen Edelleute 
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