Full text: [Geschichte des Alterthums] (Theil 1)

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Wittwe des Marcellus, heirathete. Auch Sextus Pompejus wurde 
in diesen Frieden eingeschlosseu und erhielt als Procónsul außer seinen 
Inseln noch Achaja auf fünf Jahre; Octavian aber vermählte sich mit 
des Pompejus Schwester Scribonia. 
Nach dem unhaltbaren Charakter der Handelnden waren diese Ver- 
träge jedoch nur von kurzer Dauer. Antonius, durch einen Aufstand der 
Parther nach dem Orient gerufen und zu Kleopatra zurückkehrend, versank 
in sein früheres Treiben, die edle Octavia mit Hohn und Verachtung 
behandelnd; dagegen benützte Octavian mit großer Klugheit die Umstände 
zur Erreichung seines Zweckes, der Herrschaft über das ganze römische 
Reich. Seiner Unfähigkeit sich bewußt, erhob er den als Staatsmann 
und Feldherr ausgezeichneten Marcus V i p s a n i u s Agrippa, einen 
Mann von niedriger Herkunft, nach und nach zu den höchsten Würden, 
vertraute ihm die Leitung des Krieges und bediente sich seines Rathes 
in allen verwickelten Angelegenheiten. Ihm überließ er die Führung des 
Heeres, als der Krieg mit Sextus Pompejus 38 v. Chr. auf's Neue aus¬ 
brach. Nur zwei Jahre bedurfte der geschickte Feldherr, um den unglück¬ 
lichen Sohn des großen Pompejus völlig zu vernichten, der später in Milet 
auf Befehl des Antonius hiugerichtet wurde. Zu dieser Zeit ward auch 
Lepidus ganz ohne Widerstand seines Herrschaftantheiles beraubt und trat 
ohne weitere Ansprüche in den Privatstand zurück. 
Sobald Octavian auf diese Weise Herr der ganzen westlichen Hälfte 
des Reiches geworden war, traf er die nöthigen Vorbereitungen, um sich 
durch Besiegung des Antonius auch den Osten zu unterwerfen. Allein es 
fehlte bis jetzt noch an dem rechten Vorwände. Die edle Octavia suchte 
umsonst den Sturm zu beschwören. Antonius selbst wies ihre Bemühungen 
auf die beleidigendste Weise zurück. Sie war von ihrem Gemahl in Rom 
zurückgelassen worden und hatte schon einmal ihren Bruder mit Antonius 
ausgesöhnt. Jetzt eilte sie zu dem Letzteren und nahm Waffen und Geld 
für ihn mit sich; sie erhielt aber unterwegs den Befehl von ihrem Ge¬ 
mahl, nicht weiter zu reisen. Als sie ihm hierauf freundlich schrieb, er 
möge wenigstens anweisen, wohin sie ihm die mitgebrachten Geschenke 
schicken sollte, blieb dieser ächt weibliche Edelmuth wenigstens nicht ohne 
alle Wirkung. Allein Kleopatra wußte den leichtsinnigen Antonius bald 
wieder zu umstricken. Octavia mußte aus ihres Gemahls Befehl nach 
Rom zurückkehren. Sie vergalt die erlittenen Beschimpfungen mit neuer 
Wohlthat. Sie verließ das Haus des Antonius nicht, obgleich ihr Bruder 
es verlangte, und als ihr derselbe den Scheidebrief zusandte, behielt sie nicht 
nur den, ihrem Gemahl von Fulvia gebornen Sohn bei sich, sondern nahm 
sich später selbst der Kinder der Kleopatra an. In dieser wilden, wüsten 
Zeit ist das Bild der Octavia der einzige fleckenlose Stern, an dem das 
von so viel Traurigem und Unschönem ermüdete Auge sich erholen mag. 
Während Antonius bei öffentlichen Festen im Kostüm des Bacchus, 
mit Epheu bekränzt, den Thyrsusstab in der Hapd,. neben dev als Isis ge¬
	        
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