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Mittlere Geschichte.
iteren und äußeren Ruhe der eigentliche Begründer der Macht
Deutschlands. Er zwang die mächtigen Herzoge von Schwa¬
ben und Baiern zur Unterwerfung und drang den Magya¬
ren einen neunjährigen Waffenstillstand ab. Während dessel¬
ben besiegte er die slavischen Stämme im Osten Deutschlands,
eroberte Brönnabor (Brandenburg) und gründete die Mar¬
ken Nordsachsen (Soltwedel) und Meißen, so wie gegen die
zurückgedrängten Normannen die Mark Schleswig. Durch
solche Kriege, so wie durch Waffenüb-ungen und bessere Ein¬
richtung der Reiterei bereitete er das Volk auf den neuen
Kamps mit den Ungarn vor. Zn gleicher Zeit befestigte er
zum Schutz gegen dieselben viele Oerter in Deutschland, wie
Qnedlinburg, Nordhausen u. a., durch Mauern und Burgen,
gab ihnen Besatzungen, und legte so den Grund zu dem
sich später entwickelnden städtischen Leben. So vor¬
bereitet schlug er die Ungarn nach Ablauf des Waffenstill¬
standes gänzlich i. I.
933 in der Schlacht bei Merseburg.
Unter seinem Sohne und Nachfolger Qtto I. dem
Großen (936—973) suchten mehrere unterworfene Vasal¬
len sich wieder unabhängig zu machen, besonders der Fran¬
kenherzog Eberhard, der sich mit Otto's Stiefbruder Thank-
mar und mit Heinrich, dem Bruder des Kaisers, verband;
aber Otto demüthigte sie, besiegte die Wenden bis zur Oder
und züchtigte die Dänen. Darauf unternahm er einen Zug
nach Italien. Nach dem Untergange der Karolinger waren
dort heftige Kämpfe um den Besitz der Herrschaft entstan¬
den, und alsMarkgrafBerengar vonJvreasich dieselbe nach dem
Tode des Königs Lothar II. anmaßte, und dessen Wittwe
Adelheid zwingen wollte, seinen Sohn Adalbert zu heirathen,
floh diese und rief Otto d. Gr. zu Hülfe. Derselbe zog im
Jahre 951 über die Alpen, und erhielt mit Adelheids Hand
nach der Eroberung von Pavia zugleich die Herrschaft über
Italien. Seine erste Gemahlin Editha war bereits fünf
Jahre zuvor gestorben. Gleich darauf mußte er in Deutsch¬
land gegen seinen Sohn Ludolf und seinen Schwiegersohn
Konrad von Lothringen kämpfen, und kaum war dieser Kampf
beendigt, so drangen dieMagyar/n wieder in Deutschland
ein. Dieselben wurden jedoch i. I.
955 in der Schlacht auf dem Lechfelde bei Augsburg so
geschlagen, daß sie nie wieder Deutschland anzugrei¬
fen wagten. Neue Unruhen riefen ihn zum zweiten Male
nach Italien, nnd er empfing nicht nur in Mailand die
lombardische Krone, sondern wurde auch i. I.
962 zum römischen Kaiser gekrönt. Seitdem ist die Kai-
Mwürde bei Deutschland geblieben bis zum Untergange des