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Alte Geschichte.
deren Ausbildung sie schon die Nothwendigkeit veraulaßte, ihre durch die
jährlichen Ueberschwemmungen des Nils (vom Juli bis September) zer¬
störten Feldmarken wiederherzustellen. Diese Ueberschwemmungen trieben
sie zu immer größerer Vervollkommuuug ihrer Kaualbauten, sowie
sie auch schon dadurch zu genauerer Berechnung des Jahres (sie
berechneten ^es, wie die Arier, schon auf 365 Tage) und des Laufes
der Gestirne veranlaßt wurden.
Ungeachtet ihres ernsten Charakters liebten die Aegypter doch glän¬
zende Mahlzeiten, an denen auch die Frauen Theil nehmen durf¬
ten. Ueberh.aupt waren diese bei den Aegyptern iu einer weit besseren
Lage, als bei anderen Völkern; sie konnten sogar zur priesterlichen Würde
gelangen.
Südlich von Aegypten finden wir schon im höchsten
Alterthume in der jetzigen Provinz Dongola, späler noch
weiter nach Süden auf der fruchtbaren, vom Nil gebildeten
Halbinsel in Nubien (Aethiopien) den blühenden Prie-
ftevfiaat Meroe. — An der Spitze desselben stand eine
erobernd eingewanderte Priesterkaste, aus der auch die Kö¬
nige gewählt wurden. Von der Blüthe jenes uralten Staa¬
tes geben die Ueberreste colossaler Felsentempel (Jbsambnl)
und Pyramiden noch heute Zeugniß. In späterer Zeit übte
das ägyptische Theben den größten Einfluß auf die Bildung
von Meroe aus, weshalb Manche glauben, Meroe habe seine
ganze Cultur erst von dort aus erhalten.
Die Religion der Aethiopen war ein dem indischen ähnlicher Ge¬
stirndienst. Nach derselben offenbarte sich der höchste, unbegreifliche
und undarstellbare Gott (Jao, ähnlich dem indischen Parabrahma) als
Osiris (Sommersonne, Licht, Leben) und Seräpis (Wintersonne, Fin¬
sterniß, Tod). Außer jenen beiden wurden noch andere Gottheiten ver¬
ehrt, so die Mondgöttin Isis, die Götter der Planeten und der Stern¬
bilder des Thierkreises.
Die älteste Geschichte der Aegypter ist erst seit der
Entzifferung der Hieroglyphen bekannter geworden. Schon
6. 3900 v. Ehr. lebte der mächtige König Mtenes, welcher
Memphis gründete und zu seiner Residenz erhob, und an
ihn schließen sich nach einander 12 Dynastien (Herrscher¬
familien) an. Zu der vierten derselben gehörten Cheops,
Chephren und Mycertnus, die Erbauer der großen Pyrami¬
den, zur zwölften Amenemha 3. (Möris), der Gründer des
Labyrinths. Unter seinen Nachfolgern drangen asiatische No¬
maden (die Hyksos) in das Land ein, unterwarfen es sich,
und verdrängten die Könige nach Aethiopien. Erst nach 500
Jahren konnten sie wieder vertrieben werden, und nun ge¬
langte das ägyptische Leben zur schönsten Blüthe, besonders
unter Ramses d. Gr. (Sesostris), im 13. Jahrh. v.
Ehr., welcher große Eroberungszüge bis zum Don und Gan- ^
ges unternahm, das Land in zwölf Bezirke eintheilte und
Kanäle anlegte. Nach dem Jahre