sich noch ein Stuͤckchen von der Mutter geben ließ, nachdem
das erste verzehrt war. Karl hingegen war in seinem Un—
muthe in den Garten gegangen. Ärgerlich riß er die Spitzen
von Grashalmen ab und warf sie weg; er brummte vor
sich, und stampfte auch einigemal mit dem Fuße dazu.
Jetzt kam Lotte auch in den Garten. „Hoͤre, lieber
Karl,“ sprach sie freundlich zu ihm, „iß es nur, es schmeckt
dir recht gut!“ Aber „arl hoͤrte nicht darauf, und murr⸗
te immer noch fort. Erst gegen die Zeit, wo das Abend⸗
essen aufgetragen werden sollte, wurde Karl wieder etwas
aufgeheitert. Er erkundigte sich / ganz im Stillen, was es
wohl zu essen geben wuͤrde, und wie er don der Magd hoͤrte,
daß es Semmelmilch waͤre, da wurde er ganz freundlich.
Wie wunderte er sich aber, als er in die Slube ran, und
an der Stelle, wo er bei Tische saß, weder Loͤffel noch Teller
fand.. Ein bloßes Stuͤck Brodt lag daz alle uͤbrigen
hatten Loͤffel und Teller.
„Regine,“ sagte er zur Magd, — aber schon wie⸗
der halb muͤrrisch, „ich habe ja weder Loͤffel noch Teller!“ —
Regine entschuldigte sich damit, daß es die Mutter so an⸗
geordnet haͤtte.
Man setzte sich zu Tische, und Karl, der wohl erra⸗
then hatte, was das trockne Brodt bedeuten solle, saß trau⸗
rig und niedergeschlagen unter den Andern. Er ethielt kei⸗
ne Semmelmilch. Er sah das Brod an und dachte, daß
er es unmoͤglich hinunter bringen koͤnnte; aber der Hunger,
den er fuͤhlte, zwang ihn doch dazu.
„Siehe, lieber Karl,“ sagte jetzt die Mutter, da ihr
Sohn sie bittend ansah, „du mußt durchaus lernen, mit
geringer Kost auch zufrieden zu seyn. Deine Leckerei war
Schuld, daß du vorher unartig warst, und dich mißver—
gnuͤgt machtest. Ich verstehe deinen bittenden Blick wohl⸗
aber ich darf dir doch keine Semmelmilch geben, damit du
die gute Lehre nicht leicht wieder vergissest!“
Wenn