Full text: Allgemeine Weltgeschichte für die Jugend

Zweiter Zeitraum. 27 
ein vom Volk geehrter Greis setzte sich unter das Stadt¬ 
thor, da kamen denn die Leute mit ihren Streitigkeiten 
zu dem Alten, und ließen ihn darüber laut entscheiden, 
so daß Jeder zuhören konnte. So ein öffentliches Ge¬ 
richt war allerdings gut, denn der Richter durfte kein 
ungerechtes Urtheil sprechen, wenn er nicht wollte, daß 
man ihn schelten und verspotten sollte, und lügen durf¬ 
ten die Kläger oder Beklagten auch nicl)4, denn in der 
Volksmenge waren immer Personen, welche von der 
Sache wußten, aber es kamen doch zuweilen solche Pro¬ 
zesse vor, daß die ungelehrten Richter nicht wußten, wer 
eigentlich Recht habe. So mangelhaft waren die vor¬ 
handenen Gesetze. 
Ihr Reichthum bestand in Heerdes von Rindern, 
Eseln, Schaafen, Ziegen und Kameelen. 
Die Schreibekunst war ihnen noch nicht bekannt, 
aber die Dichter erzählten dem Volke Begebenheiten 
aus der Vorzeit in Gesängen, die nicht gereimt waren, 
aber verständlich vorgetragen und von Instrumenten 
begleitet wurden; an Instrumenten besaß man damals 
Cyther, Harfe, Trompete und Paucke. Der Tanz war 
nur bei festlichen Gelegenheiten erlaubt, am meisten 
sprang man, Gott zu Ehren, im Tempel umher. 
Ein Mann nahm zwei, drei Frauen, und noch 
mehr, wenn er reich und vornehm war. Der älteste 
Sohn war seiner Eltern erster Erbe, die andern Söh¬ 
ne erhielten weniger, die Töchter gar nichts, sie mu߬ 
ten dienend ihren Unterhalt erwerben. Zu den häus¬ 
lichen ^Verrichtungen hielt man Leibeigne, die man 
kaufte wie wir die Pferde. Dem großen Gott opferte 
man Thiere und zuweilen gar Menschen, wie Ihr beim 
Abraham gesehen habt. Wenn ein Kranker gestorben
	        
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