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Frankreich.
hausen, im h. Elsafs, die Cimbern vorher bei Arausio, dem h. Orange»
in der Provence.
Während der Völkerwanderung drangen in Gallien zuerst Van¬
dalen, Alanen, Sueven verheerend vor, die Westgoten unter den Nach¬
folgern Alarichs besetzten die Südhälfte. Toulouse, an der obern Ga¬
ronne, wurde die Hauptstadt eines neuen Reiches. König Theoderich,
der Bundesgenosse der Römer im Kampfe gegen den Hunnenkönig
Alarich, fiel in der Völkerschlacht bei Chalons an der Marne. Um
diese Zeit drangen die Franken im Norden allmählich bis in die Nähe
von Paris vor, liefsen sich die Burgunder um die Rhone nieder, flüch¬
teten Gelten aus Britannien nach der westlichen Steilküste, der h. Bre¬
tagne; einige Jahrhunderte später liefsen sich nördlich davon, in der
h. Normandie, Normannen unter Rolf nieder. Von Chlodwig, der den
letzten römischen Statthalter Syagrius bei Soissons an der Aisne, einem
rechten Nebenflüsse der Seine, schlug und durch den Sieg beiVougle,
nördlich von Poitiers, die Westgoten zurückdrängte, bis nach dem Tode
Karls des Grofsen war das h. Frankreich mit dem h. Deutschland
verbunden. Noch unter den ersten Capetingern war jenes Land unter
viele ziemlich selbständige Fürstengeschlechter geteilt, die gröfste Ver¬
schiedenheit bestand zwischen dem Süden und Norden: dort das
Königreich Nieder - Burgund, die Provence, die mächtigen Her¬
zoge von Toulouse und Aquitanien, hier die von Francien, dem h.
Isle de France, welche als Capetinger auf den Thron stiegen, von
Burgund, die Herzöge der Normandie, welche auch die Lehnshoheit über
die Bretagne erhielten, und nachdem sie die Krone Englands erlangt
hatten, auch Poitou und Guienne erwarben. Noch zur Zeit der re-
formatorischen Bewegungen in Europa hatte der König gegen den mäch¬
tigen Adel zu kämpfen, gegen den Bourbonen Anton, der zugleich
König von Navarra war, den Prinzen Ludwig von Conde — Stadt und
Stammschlofs an der belgischen Grenze —, Coligny aus dem Hause
Chatilion — französische Stadt in der Bourgogne —, den Herzog von
Mayenne — Stadt und Herzogtum an der Maine —. Auf Seite des
Königs war der Herzog von Alen^on, in der Normandie; die Graf¬
schaft Valois, von der das Königsgeschlecht den Namen hatte, lag in
Isle de France, die Hauptstadt der Grafschaft war Soissons. Avignon
und die Grafschaft Venaissin, an der Rhone, gehörten lange dem Papste.
Jedoch verstanden es nicht nur die Könige durch Kauf und Erbschaft
die einzelnen Länder mit der Krone zu verbinden, wie die Dauphine,
sondern auch durch Eroberungen die Grenzen zu erweitern. Moritz
von Sachsen verriet an Frankreich Metz, Toul und Verdun — bekannt
durch den Teilungsvertrag —; im westfälischen Frieden kamen dazu die
österreichischen Besitzungen im Elsafs. Ludwig XIV. erweiterte durch
seine Raubkriege die Grenzen im Norden — Lille u. a. Städte durch
Vauban befestigt —, nahm die Franche Comte im Frieden von Nym-
wegen. Bei Gelegenheit des Spanischen Erbfolgekrieges wurde der
Übergang Lothringens an Frankreich vorbereitet, von dem nur 2/s
durch den letzten französisch-deutschen Krieg wiedergewronnen ist. Am
Anfänge der Revolution wurde dem Papste Venaissin und Avignon ent¬
rissen. Unter Napoleon I. umfafste einmal das französische Reich 130
Departements, nämlich ganz Holland, Oldenburg, die Hansestädte, einen
grofsen Teil Westfalens, das nördliche und mittlere Italien und die