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Dritter Zeitraum.
aber setzten Aethiopier und Assyrer dem Lande feindlich
zu und es sank zur Mittelmäßigkeit herab.
Die Phönicier schifften noch immer in der Welt
umher, und handelten allenthalben; so wurden sie immer
berühmter und ihre Maaren beliebter. Die daheim blie¬
ben, webten feine Leinwand und verfertigten mancherlei
hübsche Arbeiten in Metall, Holz und Steinen; auch
münzten sie schon jetzt Geld; ihre Schiffer besuchten den
größten Theil der europäischen und afrikanischen Küsten
und legten überall Pflanzstädte an. Im heutigen Spa¬
nien gründeten sie die Stadt Cad ix, welche sie Ga-
dir nannten. Von allen diesen Pflanzstädten war Car-
thago an der afrikanischen Küste .das heutige Tunis)
die blühendste. Diese Stadt entstand auf eine sonder¬
bare Weise. Einmal kam von der Insel Cypern dw
Tochter eines Königs von Tyrus, welche von ihrem
Bruder, dem Könige Pygmaleon, verfolgt wurde,
mit vielen Männern und Weibern hier an; und bat die
in diesen Gegenden umherziehenden Hirten, ihr einen
Platz einzuräumen, wo manHütten bauen könne. „Ja"
— sagten die Leute — „wenn du nur nicht zu viel Land
begehrst." Ach nein — antwortete sie — gebt mir nur
so viel, als eine Ochsenhaut einschließt. Da lachten je¬
ne und sprachen: „Mehr nicht? Nun, so viel sollst
du haben." Aber die Prinzessin Dido oder Elisa ^so
hieß sie) war schlau; sie ließ eine grosse Ochsenhaut in
ganz feine Riemen schneiden, und umzog mit diesen Rie¬
men eine ungeheure Strecke fruchtreichen Landes am
Meeresufer. Als das die Afrikaner sahen, widersetzten
sie sich, doch Dido bewies ihnen, daß sie nur so viel
nähme, als ihr bewilligt wäre. , So haben wir es aber
nicht gemeint!" — erwiedertenjene — „Du hast uns