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mit ihm unter. Es wurden viele neue Bauerngüter geschaffen, bis
Pub lius Cornelius Scipio, der Karthago erobert und die Stadt
Numantia, die hartnäckigste Gegnerin Roms in Spanien, 133 zer¬
stört hatte, der weiteren Verteilung Einhalt tat. Zehn Jahre nach
Tiberius, 123, trat dann sein Bruder Ga'ius Gracchus für die
Sache des Volkes auf. Er war noch begabter und entschlossener,
aber auch viel heftiger als sein Bruder und erneuerte als Tribun
nicht bloß die Ackergesetze, sondern verlangte auch, daß die Dauer
der Kriegsdienstpflicht herabgesetzt, Korn an die ärmeren Bürger ver-
teilt und das Richteramt dem Senate genommen und den Rittern
gegeben würde. Zwei Jahre nacheinander war er Tribun und schien
wirklich seine Ziele zu erreichen. Aber teils die listigen Künste des
Senates, der ihn zuletzt behufs einer Koloniegründung an der Stätte
des zerstörten Karthago eine Zeitlang von Rom zu entfernen wußte,
teils der Wankelmut des Volkes, das es übelnahm, daß er sämtlichen
italischen Bundesgenossen das römische Bürgerrecht verschaffen wollte,
untergruben seinen Einfluß. Für das Jahr 121 wurde er nicht 121*
wieder zum Tribunen erwählt. Nun wollten die Konsuln die Kolonie¬
gründung in Karthago wieder rückgängig machen. Als hierüber ein
Beschluß gefaßt werden sollte, kam es zu einem Aufstande; die
Optimaten erstürmten den Aventin, auf dem die Volkspartei sich
verschanzt hatte, und Gaius Gracchus ließ sich auf der Flucht, da er
kein Entrinnen fah, von einem Sklaven töten. Dreitausend seiner
Anhänger fielen mit ihm.
§ 70.
Der Jugurthinische Krieg 111—106.
Die Optimaten wußten nun gerade die besten der Gracchischen
Gesetze zu vereiteln, und ungewarnt von dem, was geschehen war,
fetzten sie ihrer Habgier und Selbstsucht keine Schranken mehr. Die
tiefe Entsittlichung der herrschenden Vornehmen in Rom zeigte recht
deutlich ein Krieg, der zehn Jahre später in Afrika gegen den König
Jugurtha von Numidien geführt werden mußte, 111—106.
In Numidien, wo einst der Freund des römischen Volkes, Masinissa,
geherrscht hatte, war nach dessen Tode, der kurz nach Beginn des dritten
PunischenKrieges erfolgt war, sein Sohn Micipsa König gewesen, der
sterbend sein Reich unter seine beiden Söhne Hiempsal und Adheröal
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