Sieg bei Liegnitz. 141
Oder zurückgegangen war. In der That zog sich auch Laudon
von der Oder zurück, und als die Nüssen sich am 6. Breslau
genähert hatten, sanden sie statt der österreichischen die preußische
Armee des Prinzen. Dieser hatte zwar durch seine Schnelligkeit
die überaus wichtige Stadt gerettet, doch befand er sich in der
traurigsten Lage, da er mit geringen Kräften in der Mitte von
100,000 Feinden sich befand. Er bat deshalb den König, ihn
seines Postens zu entheben, da er unter so bedrängten Umstän¬
den seiner Aufgabe sich nicht gewachsen glaubte, und er den
unvermeidlichen Untergang des Staates vor Augen sähe. Doch
wurde er durch die Antwort des Königs zum Bleiben bewogen,
der durch die Mehrzahl der Feinde nicht entmuthigt war, son¬
dern selbst unmöglich Scheinendes versuchen wollte.
Der Marsch des Königs von der Elbe nach Schlesien ist
einer der merkwürdigsten während dieses ganzen Krieges. Wäh¬
rend Daun ihm stets zur Seite blieb, ja vorauseilte, um ihm
den Weg zu vertreten, folgte ihm Lascy, ohne daß jedoch die
Oesterreicher passende Gelegenheit fanden ihn anzugreifen. Als
er endlich bei Liegnitz anlangte, stand nicht nur die ganze feind¬
liche Armee auf dem rechten Ufer der Katzbach, sondern auch
Laudon war noch von Striegau herbeigekommen, und unge¬
achtet nun die Oesterreicher etwa 90,000 Mann stark waren,
verlangten sie noch ein Hülfscorps von Soltikoff, um den König
einzuschließen und zu vernichten. Der König wandte sich des¬
halb nach Goldberg zurück, um wo möglich den linken Flügel
der Feinde zu umgehen, fand aber die Zugänge ins Gebirge
wohl versperrt. Er ging deshalb wieder nach Liegnitz und
wollte über Parchwitz nach Breslau und hierbei^auch wohl die
Oder überschreiten. Aufenthalt mußte Verderben bringen, da
Czernitscheff mit einem russischen Corps bereits den 14.
August bei Auras den Fluß passirt hatte; überdies gingen seine
Lebensmittel stark auf die Neige.
Daun hatte beschlossen, ihn in früher Morgenstunde des
15. August von allen Seiten her anzugreifen; Friedrich hatte
jedoch schon während der Nacht sein Lager über Liegnitz hin¬
aus nach dem Plateau von Pfaffeudorf verlegt, das er
ringsum besetzte. Es war etwa 3 Uhr am Morgen, als Laudon
auf seinem Marsche auf den linken, 14,000 Mann starken Flügel
des Königs stieß. Er griff ihn zwar mit seinen 32,000 Mann
an, unterlag aber der bewundernswerthen Tapferkeit der Preußen.
Bis 5 Uhr war die Schlacht entschieden. Allein 6000 Gefan¬
gene und 82 Kanonen hatte Laudon verloren, während der Kö-