Full text: Mit einem Stahlstich (Bd. 1)

62 Drittes Hauptstück. 
durch ihre faK schwarze Hautfarbe von den Hindus un. 
terschieden ist, so liegt die Vermuthung nahe, daß sie 
von einer unterworfnen negerartigen Völkerschaft abstam. 
men mochten. Hoch über den Parias steht die unterste 
der vier Hauptlasten, die der Sudras, zu welcher alle 
Krämer, Künstler, Handwerker, Fischer, die Bajaderen, 
Säuger, Musiker, Zauberer und Wahrsager gehören. Sie 
selbst zerfallen wiederum in Sudras der rechten und der 
linken Hand, zwischen denen gleichfalls die Ehe verboten 
ist. Manche, wie die Fleischer und Schuhmacher, gelten 
sogar als unrein. Auf alle Sudras aber sehen mit,ver¬ 
ächtlichen Blicken die Waisias oder Waischis herunter, 
welche die dritte Kaste bilden, und theils Fabrikinhaber 
und Kaufleute (Banjanen), theils Gutsherren, theils 
eigentliche Landbauern sind. Da Gewerbfleiß und Wachs¬ 
thum der Bevölkerung wesentliche Zwecke der alten Ein¬ 
richtungen waren, da selbst der Fürst sich im Ackerbau 
unterrichten lassen mußte, und Wisampatis, Beschützer 
des dritten Standes, als ehrenvoller Beiname desselben 
betrachtet wurde, so genießen die Mitglieder dieser Kaste 
allerdings schon bedeutende Vorrechte. Doch über ihnen 
wieder stehen die Krieger, Kschatriyas oder Schetriyes, 
und weit über allen die Bramancn. Bei der Geburt 
eines solchen werden Opfer dargebracht; schon im zweiten 
Jahre wird ihm das Haar bis auf einen Zopf am Hin- 
terhaupte abgeschnitten; vom achten an kann er mittelst 
Umlegung der heiligen Schärpe in den Orden ausgenom¬ 
men werden. Mit den Jahren der Reife hat er sogar 
die Verpflichtung, zu heirathen; wiewohl die Frau nie 
in seiner Gegenwart essen darf. Trachtet er nicht nach 
einem der höhern Grade, so mag er jedes ihm beliebige 
Geschäft, als Arzt, Krieger oder Kaufmann betreiben; im 
andern Falle steigt er nach längerer Vorbereitung zur 
Würde eines Doktors der Wissenschaften, oder eines Pa-
	        
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