Full text: Mit einem Stahlstich (Bd. 1)

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Drittes Hauptstück. 
macht; darum hat man unzählige .Hände an den stillen 
Webstnhl gewöhnt, ans welchem mit den einfachsten Mit¬ 
teln jene feinen Gaze zu Stand gebracht werden, die der 
staunende Römer Nebel von Leinwand nannte; darum 
prangen in ganz Vorderindien, auf einer Landfläche von 
mehr als 60,000 Quadratmeilen kolossale Denkmäler hei¬ 
liger Baukunst, woran zerstörungssüchtige Muhamedaner 
zum Theite vergeblich das Brecheisen gesetzt haben. Die 
Pagoden oder Tempel der Indier zeigen entweder am 
Eingang, oder am Allerheiligsten, oder im Ganzen die 
Form der Pyramiden, sind mit elegant canNelirten Por¬ 
phyrsäulen, mit Arabesken und Laubwerk geschmückt und 
enthalten vielerlei, mitunter abentheuerliche Göttergestal- 
tcn, über welche Perlen und Diamanten verschwenderisch 
ausgcgvssen sind. Von dem Schiff einer solchen Pyra¬ 
mide hängen irgendwo aus dem härtesten Steine spiegel¬ 
gelglatt polirte Kettenfestous herab: die Glieder bilden 
Ringe von 32 Zoll Umfang, und doch ist jede Guirlande 
mit ihren 29 Gliedern aus einem Stücke gehauen, und 
das Ganze hat eine Länge von 548 Fuß. Zu dem Tem¬ 
pel des Dschagannathas in Orissa hat man Werkstücke von 
10,000 Kubikfuß aus den Gatgebirgen geholt, und doch 
liegen diese wohl 68 Stunden entfernt. Den großartig¬ 
sten Anblick aber gewähren die Grottengebäude, welche 
man auf den Inseln Elephante und Salsette bei Bombay 
und in Ellora entdeckt hat. Am letztgenannten Orte 
zeigt sich ein amphitheatralisch gekrümmter Granitberg, 
der auf die Länge einer Stunde senkrecht von oben bis 
unten ausgchvhlt und in ein Pantheon Hindostans um- 
gemeiselt worden ist. Hier stehen 20 dem Siwa geweihte 
Tempel; hier verliert sich das Auge in der Betrachtung 
von Treppen, Gallerien und Vorhöfen; hier sind Brücken 
über ausgehauene Kanäle gesprengt, und Grotten, auf 
große Säulenreihen gestützt, in mehreren Stockwerken
	        
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