Die Höhe der deutschen Kaisermacht unter den Saliern. 613
noch bei Lebzeiten Ottos III. dem Grafen Bcrthold von
Zähringen diese Würde, und Kärnthen ließ er nach Welfs
Tode unbesetzt. Bei dem allen fragte er, zu nicht gern,«
gem Verdrusse seiner Großen, selten Jemand um Nath,
und befand sich ganz auf dem Wege, die Kaisermacht
von jeder Schranke zu befreien, und eine reine und
zugleich erbliche Monarchie herbeizuführen, als ihm in
der Mitte seines Laufes, im 39sten Lebensjahre, nach¬
dem er eben Pabst Victor den Zweiten zu sich beschieden
hatte, zu Botfeld im Harz eine, wie man muthmaßte,
vergiftete Hirschleber den Tod zuzog. Sterbend empfahl
er Victor II. seinen unmündigen Sohn Heinrich IV.,
den er drei Jahre nach der Geburt zum König hatte
krönen lassen.
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Sechstes Hauptstück.
Beginn des Kampfes zwischen Kaiser und Pabst.
(1056 — 1096.): : v
Bei der Vormundschaft, die auf Victors Betrieb
Kaiserin Agnes über den sechsjährigen Heinrich IV. führ¬
te, wählte sie den geschmeidigen Bischoff Heinrich von
Augsburg so sehr zum Vertrauten, daß die Bereiche¬
rung desselben den Neid andrer Kleriker zu schlimmen Muth-
maßungen reitzte. Zwei hochstrebende Männer stachen
unter der Geistlichkeit des Reiches hervor, Erzbischvff
Hanno von Köln, ein vornehmer Schwabe aus dem
Geschlechte derer von Pfullingen, Anhänger der Fürsten-
parthei, vornämlich auf Erhebung seiner Verwandten be-
Bauer's Gesck. II. Bd. 38