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Elftes Hanptstück.
aber schlugen die Lombarden, triumphirend und von stren¬
ger Kriegszucht entbunden, den Weg nach Hanse ein, so
drangen am Morgen des 27. Novembers 1237 aus al¬
len Engpässen, Thälern und Wäldern Kaiserliche hervor:
in Eile schaarte sich der Feind bei Cortennvva, zwischen
Martinengo und Romano, zusammen, und brachte durch den
Mnth der Verzweiflung die voransgesandten Saracencn
zum Weichen: Friedrich, dessen natürlicher Sohn E n-
zius und Ezelino stellten die Schlacht wieder her: der
Tag neigte sich: nur die Mailänder Schaar der Tupfern
mit dem Fahnenwagen leistete noch Widerstand: erneu¬
ter Kampf am Morgen des folgenden Tags rieb fast das
ganze Heer der Lombarden auf: das im Sumpf stecken
gebliebne Carrvcinm, woran der mailändifche Pvdesta
Peter Tiepvlo, Sohn des Dogen von Venedig, ge¬
fesseltwar, wurde vom Elefanten des Kaisers nach Cre-
mvna geführt und dann als Denkmal des Siegs im Ka-
pitvle zu Rom ausgestellt: der Pabst begab sich nach
Anagni: die Guelfenstädte flehten um Gnade: die Mai¬
länder waren gegen die Zusage einer Amnestie bereit,
alles Gold und Silber abzuliefern, sämmtliche Fahnen
zu den Füßen des Kaisers niederzulegen, und zum Kreutz¬
zuge ein Heer von 10,000 Mann zu stellen. Friedrich II.
stand auf dem Höhepunkte seines wechselvollen Lebens : das
sicilische Reich war geordnet, Deutschland beruhigt, Bur¬
gund und Arclat gesichert, die Hausmacht großer als je,
die Lombardei sogar zur Annahme jedes billigen Frie¬
dens genöthigt: zum zweitenmal kulminirte der Stern
des hohenstanfischen Geschlechtes; aber Alles hieng an der
Entscheidung des Kaisers: er verschmähte cs, Gnade zu
üben, forderte unbedingte Unterwerfung und zwang so
die Mailänder, zur äusscrsten Nvthwehr zu greifen.
Friedrich gieng nach Deutschland, theils weil er
seinen Sohn Konrad aus verführerischer Gesellschaft in
znverläßige versetzen, theils weil er zu der bevorstehen¬
den Umlagerung Mailands, Brescias, Bolognas und
Piacenzas Mannschaft anfbringen wollte. Zwar wurde