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Elftes Hauptstück.
am 20. März 1259 zu Padua mit großem Pompe deu
Palmsonntag bcgieng, sprach Gregor zu Nom den Bann¬
fluch über ihn aus, entband die Unterthanen vom Eid
der Treue und übergab, damit die Seele gerettet werde,
den Leib des Kaisers dem Teufel". Hierauf Schreiben voll
Nachdrucks und Bitterkeit, die Friedrich an den Pabst,
an die Kardinale, die Römer, die christlichen Könige,
die Großen von Frankreich und Deutschland erließ, und
vom 21. Mai wieder ein Schreiben des Pabstes, worin
es heißt: „ein Thier ist aufgestiegen aus dem Meere,
mit den Füßen eines Bars, dem Rachen eines wüthen-
den Löwen, und an den übrigen Gliedern einem Pardcl
gleich; es öffnet den Mund, um wider Gott zu lästern,
und richtet giftige Pfeile wider das Zelt des Himmels
und die Heiligen, welche daselbst ihren Sitz haben;"
hieran schloßen sich Behauptungen wie die, daß Fried¬
rich Moses, Muhamcd und Christus die drei größtem
Betrüger genannt, deren zwei in Ehren, der dritte am
Holze hängend gestorben, und daß er alle diejenigen als
Thoren verlacht habe, die an einen Schöpfer Himmels
und der Erde, und überhaupt an irgend etwas glauben,
was sich nicht demvnstrirew lasse. Mit Entrüstung den Vor¬
wurf der Ketzerei zurückweisend, nannte der Kaiser Gre¬
gor einen zweiten zürn Fluche gednngnen Bileam, deu
Fürsten über die Fürsten der Finsterniß, den Engel, der
mit Schaalen voll Bitterkeit aus dem Abgrund steige,
um Land und Meer zu verderben, und setzte alle Mittel
zur Fortführung des Kriegs mit den Lombarden und zum
Kampfe gegen die päbstliche Macht in Bewegung. Her¬
zog Friedrich der Streitbare wurde durch Wiedererthei-
lung seines Herzogthums für immer zum Freunde ge¬
wonnen ; Bischvff Gerold von Frejsingen erklärte, ohne
Zustimmung der deutschen Bischöffe habe der römische
keine Rechte in Deutschland; Erzbischoff Burkard von
Salzburg zerriß sogar die päbstlichcn Schreiben und trat
sie mit Füßen. Dagegen versuchte Gregor den franzö¬
sischen Prinzen Robert als Gegenkönig aufzusteslen,