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Viertes Hauptstück.
pfieng. Wie Brüder lebten nun die beiden Könige, zum
höchsten Erstaunen des Pabstes, mehrere Monate zusam¬
men , theilten Wohnung, Tisch und Bett, und ordneten
den 5. Sept. 1325 im Münchner Vertrage förmlich eine
gemeinschaftliche Regierung an: selbst Leopold willigte ein,
Pie Churfürsten aber widersprachen, da sie sich in ihren
Wahlrechten beeinträchtigt glaubten, und Johannes bot
Allem auf, um die Aussöhnung rückgängig zu machen.
Doch obwohl wir aus dieser Zeit einige von Friedrich
ausgestellte Urkunden haben, obwohl Ludwig ihm die Ver¬
waltung Bayerns vertrauensvoll übertrug, als er selbst
in Angelegenheiten seines Sohnes Ludwig nach Branden¬
burg reiste, wo durch den Pabst herbeigerufne Polen und
heidnische Litthauer schreckliche Verwüstung angerichtct hat¬
ten, so gerieth doch die gemeinschaftliche Regierung bald
wieder ins Stocken, und als den 28. Febr. 1326 Leopold
starb, setzte sich Ludwig geradezu über den Münchner Ver¬
trag hinweg. Dessenungeachtet blieb Alles ruhig, so daß
man wohl sieht, nicht sowohl Friedrich als Leopold sey
der wahre Gegenkönig gewesen. Eben daher konnte der
Bayer jetzt an die Kaiscrkrönung denken, und als in Tri¬
dent die Häupter der Ghibellinen große Geldsummen zu-
sicherten, fehlte es auch nicht an kriegslustigen Deutschen.
Den 31. Mai 27 setzte ihm Bischvff Guido von Arezzo
zu Mailand die stählerne Krone auf, welche schon Hein¬
rich VH. getragen hatte; denn die alte lombardische mit
dem Nagel vom Krcntze Christi war abhanden gekommen.
Da indeß Galeazzo Visconti die vcrsprochnen Zahlungen
nicht leistete, so wurde er mit seinem Sohn Azzone und
seinen Brüdern Marco und Luchino nach Monza in Ge¬
wahrsam gebracht, und 24 Räthen aus den angesehensten
Familien unter dem Vorsitze des zum Reichsvikar er¬
nannten Markgrafen Wilhelm von Mvntferrat die Ver¬
waltung Mailands übertragen. Darauf rückte Ludwig
nach Toskana, wo er Castruccio zum Herzoge von Lucca,
Lunigiano, Pistoja und Volterra erhob, zog den 7. Jan.
28 in Rom ein und bcgieng am 17., unterstützt von den