Erster Kreutzzug uud Königreich Jerusalem bis 1146. 47
ebne durch die schönen und steilen Engpässe Ciliciens ge.
gen das Meer, und gelangte nach Tarsus: die Stadt
unterwarf sich; bald aber kam Balduin und pflanzte statt
der Fahne Tankreds die seinige auf: schwer beleidigt zog
der Normanne nach Adana, welches schon durch einen
burgundischen Edeln besetzt war, und nahm mit diesem
Mamistra ein; in der Nacht aber wurden 300 Leute
Bohcmunds, die Balduin nicht eingelassen hatte, vor
Tarsus, von den aus der Stadt abziehenden Türken er¬
schlagen. Dicß alles erweckte dem Balduin großen Haß;
vor Mamistra kam es sogar zwischen ihm und Tankrcd
zu offnem Kampfe, welchem jedoch nach eingetretner Ue-
berlcgung beiderseits ernstliche Rene folgte. Sehr er¬
wünscht war es daher dem Bruder Gottfrieds, daß ihn
der Grieche Pankratius darauf aufmerksam machte,
wie leicht, bei der geringen türkischen und der zahlreichen
christlichen Bevölkerung, die Einnahme des inner» Lan¬
des bis zum Euphrat werden müßte. Mit 2OO Rittern
und weit mehr Fußgängern entfernte er sich daher vom
Heere, eroberte Telbascher und Ravendan und folgte dem
Rufe Theodors nach Edcssa, der, ehemals griechi¬
scher Befehlshaber, hierauf den Türken zinsbarer Fürst
dieser Stadt, damals an der Spitze eines Rathes von
12 Männern, unabhängig, aber hart bedrängt von den
Mvslemen, die öffentlichen Geschäfte leitete. Balduin
wurde 'als Befreier ausgenommen und Theodor genö-
thigt, ihn als Mitregenten und Nachfolger anzuerkcnnen;
da aber der alte Fürst wegen früherer Bedrückungen Vie¬
len verhaßt war, so entstand ein Aufruhr, in welchem
derselbe umkam, und nun wurde Balduin zum Fürsten
erhoben, und so die erste Herrschaft der Christen im
Mvrgenlande begründet, die Balduin sogleich durch den
Kauf von Samvsata und die Eroberung von Sarudsch
vergrößerte. Unterdessen war das Christenheer 500 000
Mann stark, den 18. Okt. 1097 vor Antiochien an ge¬
kommen , welche von Natur und Kunst befestigte Stadt
des Tutusch Sohn Bagi Sejan verthcidigte. Die er¬