Full text: Mit einem Stahlstich (Bd. 3)

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Zweites Hguptftück. 
sten 15 Tage verstoßen ohne Kampf: in der Stadt blieb 
alles still, als ob kein Türke darin wäre, so daß die 
Christen im Gefühle der Sicherheit ihre Lebensmittel ver¬ 
geudeten : unerwartet machte der Feind einen desto ver¬ 
derblicher« Ausfall, und täglich erneuerten sich nunmehr 
die Gefechte, wobei abwechselnd einer der Fürsten den 
Oberbefehl führte; bald trat Hungersnoth ein, die fort¬ 
während zunahm, weil das schlechte Wetter im Gefolge 
des Winters jede Zufuhr erschwerte; durch Regengüsse 
und Frost wurden Krankheiten unter Menschen und Thie- 
rcn hcrbeigeführt, so daß im vierten Monate der Bela¬ 
gerung von 70,000 Pferden nur noch 2000 übrig waren; 
daher allgemeine Muthlosigkcit, zumal als Gottfried 
schwer erkrankte und die Nachricht einlief, Suenv, der 
dänische Kvnigssvhn, sey in Klemasien von den Türken 
mit 1500 Manu und seiner Braut Florine von Bur¬ 
gund nach heldeumüthigem Widerstande erschlagen wor¬ 
den: Diele eilten zu Balduin nach Edessa, oder nach Ci- 
licien oder Cypern; auch Robert von der Normandie 
kehrte erst auf strenge Anmahnung von Laodicea zurück: 
daß Wilhelm der Z i m m ermann entweichen wollte, 
ist kein Wunder, denn er war so ehrlos als stark; aber 
selbst Peter der Einsiedler, der freilich vor Vorwürfen 
keine Ruhe mehr hatte, ward von Tankred auf der Flucht 
ergriffen, und Taticius sammt den Griechen zog ab, 
unter dem Versprechen, den Kaiser zu nachdrücklicher 
Hülfe zu bewegen. In der Meinung, dieß alles sey ein 
Strafgericht wegen ihrer heimlichen Sünden, bestärkte 
die Kreutzfahrer ein heftiges Erdbeben, welches am ersten 
Januar das ganze Land erschütterte, und ein helles 
Nordlicht, eine Vielen zuvor unbekannte Erscheinung. 
Darum verordnete Ademar von Puy als päbstlicher Legat 
ein dreitägiges Fasten, Prozessionen, Almosen, feierliche 
Messen und Absingung von Psalmen; nicht blos Dirnen, 
sondern Ehefrauen auch entfernte man aus dem Lager, 
legte das Gebot der Keuschheit und Mäßigung allen Wall¬ 
brüdern strenge auf und ahndete jede Uebertretung mit
	        
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