Full text: Mit einem Stahlstich (Bd. 3)

Osmauen und Palavlogen. 
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weil svust allzuviel Feinde durch die Flucht entrinnen 
würden. Am 20. Juni 89 schlug man sich beiderseits mit 
ergrimmter Tapferkeit. Da eilte im dichtesten Kampfge- 
wühlc der vornehme Servier Mi l o sch Ko b i l o v i eh 
durch die Reihen der Leibwachen und Tschausche auf Mu- 
rad zu, dem er etwas Geheimes mitzutheilcn habe, sank 
auf die Kuiee und stieß ibm unversehens den Dolch in 
den Bauch, worauf er selbst mit wunderbarer Behendig¬ 
keit dreimal durch die Menge der Verfolgenden sich durch, 
schlug, endlich aber ihren Streichen erlag. Obgleich tödt« 
lich verwundet, behielt Murad Kraft genug, um Befehle 
zur Vollendung des Siegs zu crthcilen, und sprach ster¬ 
bend das Todesurthcil über König Lazar aus, welcher 
gefangen in Murads Zelt geführt und vor seinen Augen 
enthauptet wurde. Kaum hatte der Sultan ausgcathmet, 
ats Ba j esi d I. Dschi ld e r i in, „in Anbetracht der Worts 
des Korans, daß Unruhe ärger denn Hinrichtung, in Er¬ 
wägung des von Saudschi gegebnen bösen Beispiels und 
im Hinblick auf das nachzuahmende Beispiel Gottes, der 
allem und ohne Nebenbuhler herrscht," die Hinrichtung 
seines Bruders Jakub befahl, und mit Lazars Sohne 
Stephan unter der dreifachen Bedingung Frieden schloß, 
daß Stephan als Bundesgenosse in jeden Krieg mitziehe, 
daß er dem Sultan seine Schwester zur Frau gebe und 
von den Silberbergwerken einen jährlichen Tribut entrichte, 
Weit entehrender wurden die Paläologcn behandelt. Der 
nur halb geblendete Andronikus entfloh mit seinem Sohne 
Johannes aus dem Gcfängniß und bat um Hülfe wider 
seinen Vater. „Gleichwie der Wolf," sagt der griechische 
Geschichtschreiber Phranzes, anspiclcnd auf das alte 
Wappen der Türken, „voll Freude den Wind Staub auf¬ 
wirbeln sieht, also frohlockte Bajesid über die Gelegen¬ 
heit, Konstantinvpcl zu verwirren," hob unversehens mit 
6000 Reitern den Kaiser Johannes sammt dem Prinzen 
Manuel im Quellenpallaste auf, sperrte sie in den Thurm, 
wo bisher Andronikus geschmachtet hatte, und setzte die¬ 
sen, gegen einen fast unerschwinglichen Tribut, auf den 
Baucr's Gcsch, 111. Bd, - 59
	        
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