Full text: Mit einem Stahlstich (Bd. 3)

I 
Zehntes Hanptsiück. 
Schüler Niceoto Montanos aus dem Mark der Alten 
glühenden Tyrannenhaß gesogen hatte. Diese Jünglinge, 
dein Brutus und Cassius nacheifernd, erdolchten 1476 den 
Herzog bei seinem Eintritt in die Kirche des heiligen 
Stephanus, wo er Messe hören wollte. Doch Visconti 
und Lampugnani büßten sogleich durch die Leibwache, der 
später entdeckte Olgiati durch eine schauerliche Hinrichtung, 
und Bona von Savoyen, Wrttwe Galeazzos, be¬ 
hauptete mittelst der Citadelle ihrem unmündigen Sohne 
Johann Galeazzo das Herzogthum. Indes; gelang 
es am 10. Sept. 79 einem der Brüder ihres Gemahls, 
Ludo vico il Moro, den treuen Staatssekretär Si¬ 
mon ett a zu stürzen und der Herzogin die Regentschaft 
zu cntreissen. Hiemit noch nicht zufrieden, bot Ludwig 
Moro unter dem 10. Mai 95, um geradezu mit Mailand 
belehnt zu werden, die Hand seiner Nichte Blanca 
Maria nebst 500,000 Dukaten Mitgift dem römischen Kö¬ 
nige an. Dieser, geldbedürftig wie immer, gierig auf den 
Vorschlag ein; denn, da weder Johann, noch dessen Vater 
oder Großvater um Belehnung nachgesucht habe, so stehe 
das-Lehen kaiserlicher Majestät zur Verfügung. Damals 
lebte der alte Friedrich ganz zurückgezogen in Linz. Sohn 
einer Mutter, welche mit bloßen Händen Hufeisen zer¬ 
brach, genoß er einer trefflichen Gesundheit, zog sich 
aber durch die üble Gewohnheit, Thüren mit dem Fuße 
aufzustoßen, einen Schaden zu, der vernachlässigt eine 
zweimalige Abnahme nöthig machte; noch in der Hei¬ 
lung begriffen, aß er nach einem Fasttage 8 Melonen, 
trank Wasser darauf, und bekam die rothe Ruhr; seinen 
Tod, der am 19 Aug. 95 erfolgte, verbitterte ihm nichts 
so sehr als die Besorgniß, daß man ihn den „einfüssigen 
Kaiser» nennen werde. Maximilian I., der seiner 
theuerlichen, das heißt, abenthcuerlichen Gedanken wegen 
im Theuerdank bcsungne Ritter, der kühne Gemsjäger von 
der Martinswand, der sich auf dem Kranze des Mün¬ 
sterthurms zu Ulm, frei mit dem Fuße in die Luft mes¬ 
send, auf der Ferse umdrehte, durch Blick, Gestalt und
	        
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