Die Pol. find. gew. Mittelp., währ. d. Schaupl. d. Gesch. rc. 767
Aegyptens war vollends jede Verbindung der Venctiancr
mit Indien, welche die Mameluckensultane bisher
vermittelt hatten, abgeschnitten, und so griff Selim auch
zerstörend ein in die Grundlage des Wohlstandes und
Glanzes der süddeutschen Städte.
So wird denn unser Blick am Schluffe des Mit»
telalters unwillkührlich noch einmal auf die geliebte Hei-
math hingelenkt, die, obgleich politisch zerrissen, dennoch
bestimmt war, die Mutter der neuen Zeit zu werden.
Manche Erscheinungen im Reiche der Geister deuteten
hierauf hin. Unter den Schülern der Kleriker des ge¬
meinen Lebens, zu welchen auch Thomas von Kempen
gehörte, ist Johann Wessel aus Groningen einer der
Ersten, der bei gründlichem Sprachstudium auch den
Plato liebgewann. Wie jene Kleriker das Studium der
Alten mächtig anregteu , so wurde dasselbe jcht auch durch
nähere Verbindung ausgezeichneter Männer, durch Brief¬
wechsel, Reisen und Errichtung freier Gesellschaften mäch¬
tig gefordert. "Humaniora heissen ihre Studien, weil
sic zu den trefflichsten Werken des menschlichen Geistes
führen, welche zu jeder Zeit die Barbarei entfernt und
die Veredlung der Menschheit begründet haben." Jo¬
hann von Dalberg, durch Reisen in Italien, dann
auf der seit 1472 blühenden Universität Ingolstadt ge¬
bildet, Domherr, Probst, endlich Bischoff zu Worms
und Kanzler des Pfalzgrafen Philipp, berief den Ru¬
dolf Agricola als Lehrer nach Heidelberg, nahm
selbst von ihm Unterricht in der griechischen Sprache und
gewann einen Rabbincn fürs Hebräische. Conrad Cel-
tes, Schüler Agricolas, betrieb die Errichtung der so-
cietas litteraria rhenana, der ersten in Deutschland seit
Karls des Großen Akademie. An ihn reiht sich Jo¬
hann Cuspinian, wie Celtes, ein Schweinfurter. Ja¬
kob Manlius ans Freiburg, Ladislaus Sunt-
heim von Ravensburg vereinigten sich zur Sammlung
geschichtlicher Denkmäler in Deutschland und Italien, und
diesen Eifer theilten Johann Na u c l e r, erster Rektor
der Universität Tübingen, Bilibald Pirkheimer,
K o n r a d P e u t i n g e r, Johann von T r i t e n h e i m.
Die Anhänger des Pabstthums sahen diese Bestrebungen
nicht gerne, und Johann Burchard von Ober¬
wesel, Freund Johann Wessels aus Groningen, wurde
wegen der Behauptung, ,,die Schrift müsse aus sich selbst
xrklärt werden," und weil er die Mißbräuche des Pabstthums
mit Worten der Schrift tadelte, 1479 von einer Synode