768 Zehntes Hauptstück. Die Politik findet re. 
zu Mainz unter dem Versitze des Ketzerrichters Johann 
von Elten zu lebenslänglichem Gefängnisse verurtheilt, 
worin er 1481 siarb. Die mönchischen Theologen traten 
bald mit den Humanisten in die Schranken. Ein getauf¬ 
ter Jude, Jo bann Pfefferkorn, wirkte in Verbin¬ 
dung mit dem Kcyerrichter Hoog st raten, einem Do¬ 
minikaner, und mit"dem Theologen Arnold von Lun¬ 
gern zu Köln von Kaiser Maximilian ein Mandat aus, 
wornach alle hebräischen Bücher, ausser der hebräischen 
Bibel, verbrannt werden sollten. Darüber geriethen sie 
in Kampf mit Johann Renchlin ans Pforzheim, 
einem großen Humanisten und Rechtsgelchrten, dem ei¬ 
gentlichen Begründer des hebräischen Sprachstudiums in. 
Deutschland, welchem der Erzbischofs von Mainz ein 
Gutachten abforderte. Doch der Pabst und der Kaiser 
entschieden sich für Ncuchlin, den Genossen des wackeru 
Ulrich von Hutten, welcher mit seinen Frcun- 
„ den im ergötzlichsten Mönchslatein ,,in den Briefen der 
dunkeln Männer" jene Finsterlinge, theilwcise ohne daß 
sie es selbst merkten, dem Spotte und Gelächter Preis 
gab. Wenn wir aber der Humanisten als Vorläufer der 
Reformation rühmend gedenken, so müssen wir auch die 
beiden großen Künstler Deutschlands, Al brecht Dürer 
und Lu ca 6 Kran ach, nennen. Ersterer hat die wahr¬ 
scheinlich von einem Florentiner erfundne Kupferstecher¬ 
kunst wesentlich verbessert; seine Holzschnitte sind einzig 
in ihrer Art, und in den Scenen zur Offenbarung Jo¬ 
hannis hat er des Pabstes so wenig geschont als Dante 
in seiner Hölle'; zugleich ist er in der Mahlerei Schöpfer 
einer eignen trefflichen Manier, und würdig steht neben 
ihm Lucas Kranach, der uns ein treues Bild des Man¬ 
nes erhalten hat, mit dessen Wirken die neue Zeit be¬ 
ginnen sollte. Und wie konnten wir in der Reihe dieser 
Männer den ehrbaren Meistersänger Ha n s Sachs über¬ 
sehen, der, obschon nur ein niedrer Mann, bald in fri¬ 
scher Begeisterung das allbekannte Lied „von der wltten- 
bergischen Nachtigall" anstimmte?,