Full text: Mit einem Stahlstich (Bd. 4)

Fünfzehntes Hauptstück. 
Generaloberster des Fußvolks, mußte cs schwer büßen, 
daß er zur rcformirten Sekte l)ielt; denn kaum hatte er 
bekannt, daß ihm die Messe als Menscheusatzung veracht« 
lul) scheine, so sprang Heinrich von der Tafel auf, warf 
einen Teller nach ihm, schwur, den Gotteslästerer, hätte 
er nicht selbst ihn erziehen helfen, zu durchbohren, bc« 
raubte ihn seiner Stelle und gab ihm die Freiheit erst 
dann wieder, als er die Messe in seinem Zimmer halten 
ließ. Kein Wunder, daß auch die Familie der Stepha¬ 
nus nicht länger unangefochten blieb. Robert gab sich 
viele Mühe, die Bibel lateinisch und im Urtexte zu ver¬ 
breiten: bekanntlich hat er sie während eines seiner vie¬ 
len und großen Ritte in die jetzt noch gebräuchlichen 
Verse cingctheilt, — wiewohl man glaubt, das Pferd 
müsse oft gestolpert haben, und so der Eintheilungsstrich 
nicht selten an die Unrechte Stelle gekommen scyn. Als 
Ketzer angcklagt, verpflanzte er 1550 oder 51 sein gan¬ 
zes Hauswesen nach Genf, enterbte seinen zweiten Sohn 
Robert, weil dieser als Katholik in Paris druckte, und 
fand, als er 1550 starb, einen desto größer» Nachfolger 
an dem ältesten Sohne Heinrich. Denn obgleich der¬ 
selbe bei seiner Reiselust und unbczwinglichen Sucht, vor¬ 
nehme Bekanntschaften zu machen, nicht wenig Zeit ver¬ 
lor, so hat er dennoch fast Unglaubliches geleistet: 1550 
gab er den Diodor, 1560 den Pindar nebst Bruchstücken 
der übrigen Lyriker, 1561 den Senophou, 1562 den Sex- 
tus Empiricus und Themistius, 1565 die Schrift vom 
Mißbrauch der griechischen Sprache, 1564 die Bruch¬ 
stücke der altern lateinischen Dichter und den Thucydi- 
des, 1566 die griechische Blumcnlese, sämmtliche griechi¬ 
sche Epiker, den Hervdot und die Lertheidigung des 
Herodvt, 1567 die griechischen Aerzte nach Hippokratcs 
und den Polemvn und Himerius, 1568 den Sophokles, 
1569 die Bruchstücke der griechischen Komiker, 1570 den 
Diogenes von Laerte, 1572 den ganzen Plutarch heraus. 
Welche Arbeiten, wenn man bedenkt, daß er meistens 
noch die Handschriften mühselig entziffern, den verdorb-
	        
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