Full text: Mit einem Stahlstich (Bd. 4)

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Zweites Hauptstück. 
der Wissenschaft galt, und legte ihm die demüthige Bitte vor, 
seine Behauptungen zu prüfen, und das Uebel abzustellcn. 
Allein Albrecht dachte an die Summen, welche der Gc- 
ueralpacht zum Behufe seiner glänzenden Hofhaltung ab¬ 
werfen werde, und schwieg. Die Bischöffe von Meissen, 
Merseburg und Zeitz, an die Luther ebenfalls geschrieben 
hatte, antworteten kalt und behutsam: er möge gefährliche 
Händel vermeiden und des Pabstes Rechte nicht unvor¬ 
sichtig antasten. Tetzel dagegen, ernstlich auf Rache be¬ 
dacht, ließ in Frankfurt an der Oder von dem Professor 
Wimpina Streitsätze gegen Luther verfertigen und an- 
schlagcn. Sylvester Prierias, ein Hausbeamter des Pab- 
stcs, hatte schon früher zur Widerlegung des Mönchs von 
Wittenberg, dessen Thesen sich mit unglaublicher Schnel¬ 
ligkeit durch ganz Deutschland bis nach Rom verbreitet 
hatten, ein Gespräch verfaßt. Beide erlaubten sich Ver¬ 
drehungen und Schimpfreden, und stellten übertriebne Be¬ 
hauptungen von der Machtvollkommenheit des Pabstes auf. 
Wimpina behauptete: derselbe könne in Glaubenssachen 
nicht irren, und Prierias sagte sogar: alles Ansehen der 
Schrift und der Kirchenversammlungen hänge lediglich von 
ihm ab, und der Statthalter Christi sey den Befehlen 
Gottes nicht wie andre Menschen unterworfen. Luther 
crwiederte in heftigem Tone: wenn es sich also verhalte, 
so sey Rom Sitz des Antichrists, und er wolle cs denn 
hinfort nicht mit der Kurie halten, sondern sie nebst 
Päbsten und Kardinälen verläugnen, als den Gräuel der 
Verwüstung, welcher an heiliger Stätte stehe. Uebrigenö 
sandte er, in der Ueberzeugung, für die Würde der Kirche 
zu streiten, wenn er den Ablaß angrcife, seine Thesen 
selbst an Leo X. und zwar mit einem Schreiben begleitet, 
das im Tone voller Ergebenheit abgefaßt war. Doch Leo, 
ein großartiger Beförderer der Künste, sorgte keineswegs 
mit gleichem Eifer für das Wohl der Kirche. Er sah
	        
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