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Neunzehntes Haupt stück.
nes Kirchcngut herausgebe, und soweit es mit der Ruhe
Frankreichs verträglich sey, die tridentiner Schlüsse bc.
stätige. Dreimal von dem versöhnten Könige umarmt,
rief Mayenne in freudiger Verwunderung ausp „erst jetzt
bin ich ganz besiegt." 2 Jahre nachher unterwarf sich
auch der Herzog von Mercoeur, und den 2. Mai
98 schloß Philipp, um seinem untüchtigen Sohne keinen
Krieg zu hinterlassen, den Frieden von Vervins, welcher
den von Chateau.Cambrcsis erneuerte. Kurz zuvor, den
15. April 1598, hatte Heinrich auf drohendes Mahnen
der Hugenottenparthei das berühmte, nur ungerne und
zögernd vom Parlament eingetragne Edikt von Nantes
erlassen, das den Neformirten Theil an öffentlichen Lehr»
anstalten, Befugnis; zu Aemtern, das Recht, an gewissen
Orten Schulen und Kirchen zu errichten, sowie ihre Geist,
lichen selbst zu wählen, und gegen 200 Sicherheitsplätze
einräumte: Streitigkeiten mit Katholiken sollen vor
eliambres miparties gerichtet werden, wobei jede Parthei
6 Richter der andern Konfession verwerfen dürfe. Fortan
bildeten die Protestanten eine bedeutende Macht, zählten
760 Kirchsprengel, 4000 Edelleute, und konnten ohne
Mühe 25,000 Streiter ins Feld stellen. Aber neben ih¬
nen hob sich auch der nun enger zusammenhaltende ka¬
tholische Klerus. Große Besitzthümcr gaben ihm eine
gewisse Unabhängigkeit, und dadurch, daß er seit 1561
zu den Staatslasten beigezogen wurde, erhielt er auch
das Recht, über die Regierung ein Wort mehr mitzu-
fprechen; zunächst wegen Finanzsachen veranstaltete re¬
gelmäßige Zusammenkünfte der Geistlichen gaben Anlaß
zu ganz andern Schritten: man machte Vorstellungen in
Betreff der Kirchenzucht, beschloß, sich Eingriffen der
weltlichen Gerichtsbarkeit in die geistliche Amtsführung
zu widersetzen, und Heinrich stimmte in der Regel bei;
denn Fortschritte des Katholizismus waren vereinbarer
mit dem Kvnigthume, als die Stellung der Protestanten,
welche fast einen unabhängigen Staat i m Staate bilde¬
ten. Mit Eifer wurden die alten Orden reformirt, Do?
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