Full text: Mit einem Stahlstich (Bd. 4)

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Neunzehntes Hauptstück. 
Ueberhaupt verstand es Sully, ohne neue Auflagen, le- 
diglich durch gute Verwaltung das Sraatscinkommen zu 
vergrößern. Während er Armen rückständige Abgaben 
erlies;, spürte er mit scharfem Auge allen denjenigen nach, 
die sich während der Unruhen fälschlich für Edelleute aus¬ 
gegeben und dadurch der Besteurung entzogen hatten. 
Den Zinsfuß setzte er von 10 und 8 herunter auf 6; 
denn durch hohe Zinse gericth der leichtsinnige Adel in 
Schulden, und Kapitalisten, die auf solche Art Gewinn 
machten, versäumten es, ihr Geld in nützliche Unterneh¬ 
mungen zu werfen. Nur aus dem Geiste der Zeit und 
dem in Frankreich schon früher bestehenden Aemterver- 
kause ist es zu erklären, das; er auf den Vorschlag eines 
gewissen Pauket hin die sogenannte Panlette einführte, 
und gegen jährliche Entrichtung des 60. Theils der Be- 
soldung Justiz und Finanzämter in den Familien erblich 
machte. Desto heilsamer wirkte die Sparsamkeit, auf 
welche er im ö'ffentlichen und Privatleben hinwirkte: die 
Edelleute sollten wirthsehaftlich auf ihren Gütern leben; 
auch kein Prinz sollte Kleider und Gerärhschafteu mit 
Silber oder Gold verzieren; der König selbst trug ein 
Kleid von blauem Tuch und ein Wamms von Atlas oder 
Tafft ohne Stickerei, und lachte über adelige Herrn, »die 
ihre Wälder lind Mühlen auf den Schultern tragen." 
Am meisten aber nützte Sully dadurch, daß er den Acker¬ 
bau begünstigte, Fabrikanten unterstützte, die Gewerbe, 
vornämlich den Bergbau von lästigen Schranken befreite, 
übertriebne Zollansätze und gewaltsame Sperrungen be¬ 
seitigte, Brücken lind Chausseen baute, Gold- und Silber- 
minen in den Pyrenäen ausbcutete, die Loire mit der 
Seine, das Mittelmeer mit dem Oeean durch Kanäle zu 
verbinden suchte und die Seideuzucht förderte. Es konnte 
nicht fehlen, daß seine rücksichtslose Rechtlichkeit Neider 
und Vcrläumdrr hervorrief, und einmal wurde der König 
durch umständliche Anklagen fast irre geleitet: cs kam zu 
einer Erklärung: Sully deckte die Duellen der Beschuldi¬ 
gungen auf: nachdem das Gespräch gegen 4 Stunden ge¬
	        
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