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Zweiundzwanzigstes Hauptstück.
Gehör: alle Klöster wurden mit Waffengewalt beseht,
und an Katholiken vergeben; alle landesherrlichen Rechte
Wirtenbergs über sie hörten auf; das Land mußte die
zügellosen Exekutionstruppeü ernähren, und die katholi¬
schen Prälaten steuerten nicht einen Heller bei. Ander¬
wärts rissen die Jesuiten, welche Ferdinand sogar zum
Aergerniffe des Pabstes begünstigte, auch Kirchen und
Klöster der Benediktiner an sich; denn die Benediktiner
seyen doch lauter Ketzer. Im Ganzen kamen 2 Erz- und
12 Hochstifter sammt zahllosen Klöstern wieder in katho-
lische Hände. Welch ein Gewinn für diese Parthei! Zu¬
gleich schien eine zweite Absicht anfänglich vollkommen
erreicht zu werden: man wollte dem Kaiser von der
Beute kaum einen Theil zufallen lassen, dagegen die ganze
Gehässigkeit der Maßregel, damit er stets ein abhängiges
Werkzeug sey, auf ihn und sein Haus wälzen. Allein
die Sache gestaltete sich anders, als man gehofft hatte.
Ferdinand verschaffte seinem Sohne Leopold, der bereits
Bischoff von Straßburg und Passau war, auch noch die
Bisthümer Halberstadt, Bremen und Magdeburg, also 5
gewichtige Stimmen auf dem Reichstage. Sein großer
Feldherr Watlenstein war im lübccker Frieden vom Haupte
der protestantischen Parthei, von Christian IV. selbst, als
Herzog zu Mecklenburg anerkannt worden, und vertrat
fortan als ein mächtiger Fürst das kaiserliche Interesse
beim Reichstag. Eine weitere Stütze Ferdinands sollte
Tilly, der Arm des ligistischen Bundes, werden: man
wollte ihn zum Herzoge von Calenberg machen. Zu einem
vierten Stein in dem Gebäude kaiserlicher Macht war
der kühnste Reitergencral des Jahrhunderts ersehen, der
Sohn des Reichserbmarschalls Veit zu Pappenheim und
Triechling, Graf Gottfried Heinrich von Pappen¬
heim. Geboren im gleichen Jahre mit Gustav Adolf,
aus einem alten schwäbischen Geschlechte, schien er gleich
beim Eintritte in die Welt zum Soldaten gestempelt;
denn auf seiner Stirne zeigten sich 2 rothe Striemen,
ähnlich den Wappenschwertern seines Hauses, und kamen